Ein Leben in den Händen des Herrn

Ein Prophet für unsere Zeit: Dallin H. Oaks tritt nun als 18. Prophet der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in die erste Verantwortung der Kirche. Sein Leben erzählt von Verlust und Trost, von Entscheidungen des Glaubens und von der Kraft der Familie. Wer ihn kennenlernt, spürt: Gott hat ihn auf jede Station seines Weges vorbereitet, damit er heute mit Demut und Stärke dienen kann.

Biografie: Kindheit und Verlust des Vaters

Dallin H. Oaks mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern.
Präsident Dallin H. Oaks mit seiner Mutter Stella, seinem Bruder Merrill und seiner Schwester Evelyn. Der Vater von Präsident Oaks starb, als er sieben Jahre alt war, und seine Mutter zog die drei Kinder allein groß. Foto: Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Dallin Harris Oaks wurde am 12. August 1932 in Provo, Utah, geboren. Als er sieben Jahre alt war, verlor er seinen Vater an Tuberkulose. Für den kleinen Jungen, der zu diesem Zeitpunkt auf der Farm seiner Großeltern war, war dies ein tiefer Einschnitt. In einer Aufzeichnung beschreibt Oaks, wie er ins Schlafzimmer seiner Großeltern rannte, nieder kniete und betete, es möge nicht wahr sein.

Dort nahm in sein Großvater in den Arm und versprach, wie ein Vater für ihn zu sein. Diese Erfahrung prägte Dallins Glauben. Später sagte er:

„Obwohl ich viele Tränen über den Tod meines Vaters vergoss – damals und später –, erinnere ich mich nicht, jemals den Herrn beschuldigt zu haben oder verbittert gewesen zu sein, dass er genommen wurde.“

Statt Bitterkeit entwickelte er eine hoffnungsvolle Erwartung, seinen Vater eines Tages wiederzusehen.

Studium, Ehe und Familie

Ein Foto von Dallin Oaks während seiner Zeit als Student, als er Radiomoderator war.
Präsident Oaks war Radiomoderator bei KOVO, als er Student war. Später wurde er ein angesehener Jurist, Präsident der BYU, Richter am Obersten Gerichtshof von Utah und ist nun der 18. Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Foto: Church News

Wegen des Koreakrieges diente Oaks nicht als Vollzeitmissionar. Stattdessen begann er sein Studium an der Brigham Young University. Dort lernte er June Dixon kennen, die 1952 seine Frau und treue Wegbegleiterin wurde. Gemeinsam hatten sie sechs Kinder.

Nach Junes Tod im Jahre 1998, heiratete er 2000 Kristen McMain, die ihn als Apostel auf vielen Reisen begleitete und mit der er wertvolle gemeinsame Jahre im Dienst erlebte.

Sein Familienleben war von Liebe, Humor und Zusammenhalt geprägt. Oaks war trotz großer Verantwortung immer bemüht, Zeit für seine Kinder zu haben und bei wichtigen Momenten präsent zu sein.

Juristische Laufbahn und Berufungen

Ein altes Foto von Präsident Oaks, der in seinem Büro sitzt und in die Kamera lächelt.
Foto: Church News

Anfang der 1960er-Jahre arbeitete Dallin H. Oaks bereits sehr erfolgreich als Anwalt in Chicago. Da erhielt er eine kirchliche Berufung, die ihn ins Grübeln brachte: Er sollte als Ratgeber in einer Pfahlmission dienen – mit rund 40 Stunden Missionsarbeit pro Monat, zusätzlich zu Studium, Gebet und seinen beruflichen Verpflichtungen.

Oaks fragte sich ehrlich, ob er das schaffen konnte. Sein Beruf forderte ihn bereits drei bis vier Abende pro Woche.

„Ich konnte nicht sehen, wie ich diesen Ruf annehmen und gleichzeitig in meiner Arbeit bestehen konnte“, erinnerte er sich später.

Doch im Glauben entschied er sich, die Berufung anzunehmen. Bald erkannte er, dass der Herr ihn stärkte. Er erlebte, dass er juristische Aufgaben oft schneller erledigen konnte, weil er Inspiration bei der Arbeit erhielt. Aufträge, die eigentlich die ganze Nacht in Anspruch genommen hätten, löste er in kurzer Zeit, sodass er seine Missionsverpflichtungen einhalten konnte.

Später fasste er zusammen:

In zwei Jahren musste ich nicht ein einziges Mal einen Missionsauftrag absagen.

Statt Rückschritt erlebte er sogar Fortschritt – seine Karriere kam voran, während er gleichzeitig im Reich Gottes diente.

Präsident der Brigham Young University

Dallin H. Oaks während er Präsident der Brigham Young University war.
Foto: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

1971 befand sich Oaks auf einer Dienstreise an der Ostküste. Eigentlich wollte er mit seiner Frau nach einer langen Autofahrt ein wenig ausspannen und ein Schlachtfeld in Yorktown besichtigen. Doch bevor sie losfuhren, kehrte er noch einmal ins Motelzimmer zurück – just in diesem Moment klingelte das Telefon. Am Apparat war Neal A. Maxwell, Zuständiger für das Bildungswesen der Kirche. Er bat Oaks, sich als möglicher Präsident der Brigham Young University vorzustellen.

Oaks hatte schon Jahre zuvor zu seiner Frau gesagt, er glaube, dass der Herr ihn auf „besondere Aufgaben“ vorbereite. Nun wurde dieses Gefühl Wirklichkeit. Nach Gesprächen mit der Ersten Präsidentschaft kam der Anruf von Präsident Harold B. Lee:

„Wir möchten, dass Sie Präsident der BYU werden.“

Oaks war überwältigt und fragte spontan, ob sie wirklich wüssten, was sie da taten.

Trotz seiner Zweifel nahm er den Ruf an. Später beschrieb er, wie er in einer heiligen Erfahrung die Bestätigung erhielt: 

„Ich habe dich erwählt.“

Für Oaks war das ein Schlüsselerlebnis: Er wusste, dass es nicht seine Karriere war, die ihn hierher geführt hatte – sondern die Hand des Herrn.

Präsident Oaks als Cosmo the Cougar während eines Basketballspiels im Jahr 1978.
Präsident Oaks als Maskottchen “Cosmo the Cougar“ der BYU während eines Basketballspiels 1978. Foto: Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

Apostel und weltweiter Dienst

Dallin Harris Oaks und seine Frau Kristen Meredith McMain.
Foto: Church News

Am 6. April 1984 kam die wohl größte Wendung: Präsident Gordon B. Hinckley rief Oaks an, um ihm seine Berufung in das Kollegium der Zwölf Apostel mitzuteilen. Oaks war überrascht, doch seine Antwort war ein demütiges Glaubensbekenntnis:

„Mein Leben ist in den Händen des Herrn, und meine Karriere in den Händen seiner Diener.“

Als Apostel diente er in aller Welt. Besonders prägend waren seine zwei Jahre in den Philippinen. Gemeinsam mit seiner Frau Kristen erlebte er dort, wie stark der Glaube und die Hingabe der Mitglieder sind. Nach Konferenzen wurde er oft von Scharen liebevoll umringt – fast wie in einer großen Umarmung. Oaks selbst sagte später:

„Ich habe in diesen zwei Jahren mehr gelernt als in jeder anderen Zeit meines Dienstes.“

Erste Präsidentschaft und Vorbereitung zum Propheten

Präsident Oaks zusammen mit dem vorherigen Propheten, Russell M. Nelson.
Präsident Dallin H. Oaks und Präsident Russell M. Nelson. Foto: Church News

2018 berief Präsident Russell M. Nelson ihn als Ersten Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft. Diese Zeit an der Seite des Propheten stärkte Oaks und bereitete ihn auf die höchste Verantwortung vor.

Nun tritt er als neuer Prophet der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in den Dienst.

Lehren aus dem Leben von Präsident Oaks

Das Leben von Dallin H. Oaks bietet viele Lektionen, die auch uns Orientierung geben:

  • Gott führt durch Prüfungen. Verluste und Herausforderungen können zu Quellen des Glaubens werden.
  • Der Herr öffnet Wege. Wer dient, wird mit Kraft und Inspiration belohnt.
  • Familie hat Priorität. Trotz aller Verantwortung suchte er Nähe zu seinen Kindern.
  • Demut ist der Schlüssel. Oaks formte sich nicht nach seinen beruflichen Titeln, sondern nach seiner heiligen Berufung.

Schlussgedanke

Das Leben von Präsident Dallin H. Oaks ist ein Zeugnis dafür, dass Gott Menschen vorbereitet – oft auf Wegen, die wir selbst nicht vorausgesehen hätten. Sein Beispiel lädt uns ein, mutig Berufungen anzunehmen und voller Vertrauen zu sagen:

„Mein Leben ist in den Händen des Herrn.“

Quelle: Viele dieser Einblicke stammen aus einem ausführlichen Church News Artikel über das Leben von Präsident Dallin H. Oaks.

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FAQ zu Präsident Dallin H. Oaks

Wer ist Dallin H. Oaks?

Dallin H. Oaks ist der neue Prophet und Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Zuvor war er Jurist, Richter, Präsident der Brigham Young University und seit 1984 Apostel.

Wie sah sein Familienleben aus?

Mit seiner ersten Frau June Dixon hatte er sechs Kinder. Nach ihrem Tod heiratete er Kristen McMain. Trotz vieler Aufgaben nahm er sich bewusst Zeit für seine Familie und pflegte Nähe und Humor.

Warum erfüllte er keine Vollzeitmission?

Wegen des Koreakrieges diente er keine Vollzeitmission. Stattdessen führte ihn der Herr auf andere Wege des Dienstes und bereitete ihn auf große Berufungen vor.

Was macht Präsident Oaks aus?

Er ist bekannt für seinen klaren Glauben, seine juristische Schärfe und seine Demut. Sein Leitsatz: sich nicht das Amt der eigenen Ausbildung anpassen, sondern sich selbst dem Amt formen lassen.