Dass man in seinem Leben mal einen schlechten Dating-Tipp bekommt, ist so gewiss wie eine Grippe im Winter. Ich habe schon alle möglichen grässlichen Ratschläge fürs Dating bekommen, aber dieser eine übertrifft noch alle anderen: „Heirate nur jemanden, der auf Mission war, einen zurückgekehrten Missionar (ZM).” Das ist meiner Meinung nach der schlechteste Dating-Tipp, den man einem JAE (=jungen alleinstehenden Erwachsenen) geben kann. Nicht weil es schlecht ist, auf Mission zu gehen; für jeden körperlich dazu fähigen jungen Mann ist es sogar ein Gebot! Trotzdem ist es aus verschiedenen Gründen ein gefährlicher Rat; hier werde ich nun näher auf drei Gründe eingehen.

Anmerkung: Ich liebte meine Mission in Neuengland und ich kann jedem nur empfehlen, auf Mission zu gehen. Ich habe so viel über die Ehe und Beziehungen in der Familie gelernt, als ich anderen das Prinzip der Ewigen Familie vermittelte. Präsident Hinckley lehrte, dass eine Mission zu erfüllen eine der besten Möglichkeiten ist, sich auf die Ehe vorzubereiten.

1 Ob jemand auf Mission war oder nicht, zeichnet diesen nicht als guten oder schlechten Menschen aus

Ich beginne mit dem Offensichtlichsten: Nicht alle, die auf Mission waren, sind rechtschaffene und aufrechte Mitglieder der Kirche. Auch einer meiner Mitarbeiter geht bereits nicht mehr in die Kirche. Und andererseits gibt es wirklich gute Männer, die nicht auf Mission gehen können.

Und zu den weiblichen Missionaren: Für die Schwestern gilt, im Gegensatz zu den Brüdern, das Gebot eine Mission zu erfüllen, nicht. Als ich in Charleston, South Carolina, lebte, hatte ich die Gelegenheit, mit wundervollen Missionarinnen ein paar meiner Kollegen zu belehren. Ich kenne großartige Frauen, die sich dazu entschlossen haben, eine Mission zu erfüllen und viele ebenso großartige Frauen, die sich dagegen entschieden haben. Es ist eine unrealistische Erwartung, dass eine Frau eine Mission erfüllt haben muss.

Gottes Liebe

Ob jemand gut oder schlecht ist, lässt sich nicht daran festmachen, ob er auf Mission war oder nicht. Es macht etwas aus, wie man andere behandelt. Denke daran, dass z.B. Präsident Monson nicht auf Mission gegangen ist – und er ist irgendwie trotzdem ganz in Ordnung, nicht wahr?! Präsident Hinckley hat die Männer in der Kirche aufgefordert, sich vorzubereiten und so zu leben, dass sie der Frau, die sie eines Tages heiraten werden, würdig sind. Er sagte: „Sie will mit jemandem verheiratet sein, der sie liebt, der ihr vertraut, der ihr zur Seite steht, der ihr bester Freund und Partner ist… Sie will mit jemandem verheiratet sein, der den Herrn liebt und danach strebt, seinen Willen zu tun.”

2 Geistigkeit lässt sich nicht durch einen Titel bestimmen – auch wenn der Titel ZM ist

Als ich im „Bibelgürtel” (protestantische Region im Süden der USA) lebte, war niemand, mit dem ich arbeitete, ein Mitglied der Kirche. Etwas seltsam für mich war, dass ich so oft gefragt wurde, ob ich nicht mit der Tochter, Schwester oder mit der besten Freundin ausgehen wollte. Einmal antwortete ich überrascht: „Ich bin Mormone, du Baptist.” Die Antwort lautete: „Aber du liebst Gott.” Und da wurde mir klar, dass ihnen vor allem die Spiritualität von jemandem wichtig war.

Als ich nach Utah zurückzog, fiel mir auf, dass es dort oft wichtiger war, dass jemand das Kriterium „ZM” erfüllte, als wie spirituell er wirklich war. Spiritualität kann und sollte nicht von einem Titel abhängen, nicht davon, ob jemand ein ZM ist, der Präsident des Ältestenkollegiums oder die Leiterin der Frauenhilfsvereinigung.

Die wichtigsten Eigenschaften, die ein potentieller Ehepartner haben sollte, sind Geistigkeit und Loyalität zu Gott. Die ganze Beziehung hängt von diesen Eigenschaften ab. Wenn jemand Gott gegenüber nicht loyal ist, führt das dazu, dass Bündnisse gebrochen werden, was zu Kummer und Leid führt.

Statt die Spiritualität einer Person vom Status ZM abhängig zu machen, sollte man lieber herausfinden, ob sie Gott gegenüber loyal ist. Fragt euch, ob der andere Gott liebt. Sogar mehr als mich? Halten sie ihre Bündnisse und Versprechen in Ehren? Gehen sie Heim- oder Besuchslehren? Das sind die wichtigsten Fragen.

„Erwarten Sie bei der Wahl Ihres Partners jedoch keine Vollkommenheit. Seien Sie auch nicht so besorgt über das Äußerliche und das Bankkonto, dass Sie seine wichtigeren Eigenschaften übersehen. Natürlich soll er für Sie attraktiv sein und für Sie sorgen können. Aber hat er ein starkes Zeugnis? Lebt er nach den Grundsätzen des Evangeliums, und macht er das Priestertum groß? Ist er in seiner Gemeinde und seinem Pfahl aktiv? Liebt er die Familie, und wird er ein treuer Ehemann und ein liebender Vater sein? Das sind die Eigenschaften, die wirklich zählen!” (Ezra Taft Benson, Die Ewige Ehe –  Leitfaden für den Schüler, S. 272)

3 Um tempelwürdig” zu sein, muss man nicht auf Mission gewesen sein

An keiner Stelle des Tempelinterviews wird man gefragt, ob man selbst oder der Ehepartner eine Vollzeitmission erfüllt hat. Es gibt viele, die nicht auf Mission gehen können und dennoch „tempelwürdig” sind, und es gibt viele ZMs, die das nicht mehr sind. Es ist daher viel wichtiger, jemanden zu finden, der den Tempel schätzt, jemanden, der seine Tempelbündnisse ehrt, als einen ZM zu finden.

Ein verliebtes Paar

Denke darüber nach, wie jemand zum Tempel steht. Hält er/sie die geschlossenen Tempelbündnisse? Hat derjenige einen gültigen Tempelschein? Die Gefahr dabei, mit jemandem auszugehen, der keinen Tempelschein hat, besteht darin, dass es zu einer Ehe außerhalb des Tempels führt.

„Verspielen Sie daher nicht ihr Glücklichsein dadurch, dass Sie sich mit jemandem einlassen, der Sie nicht würdig in den Tempel führen kann. Beschließen Sie jetzt, dass Sie nur da heiraten wollen.” (Ezra Taft Benson, ebd.)

Dating-Tipp Schlussfolgerung

Ob jemand nun auf Mission war oder nicht, ist nicht so wichtig, wie die Einstellung, die jemand zu Gott und den mit ihm geschlossenen Bündnissen hat. Die Beweggründe für viele Missionare auf Mission zu gehen, sind nicht immer die richtigen. Die richtige Person heiratet man nicht automatisch dann, wenn dieser etwas Bestimmtes getan hat, ein Ideal erfüllt oder über einen bestimmten Betrag an Geld verfügt. Ob man die richtige Person heiratet, ist davon abhängig, ob man jemanden findet, den man liebt, der ebenso würdig und bereit ist, Tempelbündnisse einzugehen und zu halten.

„Das Wichtigste, was ein Heiliger der Letzten Tage hier auf der Erde tun kann, [ist] dass er am richtigen Ort und mit der richtigen Vollmacht den richtigen Partner heiratet.” (Bruce R. McConkie, ebd. S. 276)


Der Beitrag wurde aus dem Englischen übersetzt. Er wurde ursprünglich am 6.3.2017  auf mylifebygogogoff.com unter dem Titel ‘Why The Worst Dating Advice Mormons Give Is: „Only Marry A Returned Missionary.’” veröffentlicht. Übersetzt von Kristina Vogt.

Wenn Sie mehr über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) wissen möchten, dann besuchen Sie einfach eine der offiziellen Webseiten der Kirche: mormon.org und lds.org.