(Anmerkung des Übersetzers: Der Beitrag stammt aus einem Blog, in dem Fragen zur Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gestellt werden können, die dann von „Großvater” nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet werden.)
Frage
Lieber Großvater,
ich bereite mich zur Zeit darauf vor, das Endowment im Tempel zu empfangen, da ich bald auf Mission gehen werde. Nun, da ich mich dafür bereit mache, habe ich von einigen Freunden gehört, dass das Ganze ein bisschen seltsam sei. Ohne jetzt über Dinge zu sprechen, die zu heilig sind – was sollte ich über das Endowment vor meinem ersten Besuch im Tempel wissen, um so gut wie möglich vorbereitet zu sein?
Treven
Antwort
Lieber Treven,
erst einmal möchte ich sagen, dass ich nicht weiß, was genau deine Freunde meinen. Zugegeben, ich bin ein alter Mann und habe Symbolik gegenüber vielleicht eine andere Einstellung als du. Aber ich werde mein Bestmögliches tun, um dich darauf vorzubereiten – normalerweise geschieht dies auch in der Tempel-Vorbereitungsklasse.
Wenn du dein Endowment empfängst, gibt es drei unterschiedliche Abschnitte:
1 Vorverordnungen
Die Vorverordnungen unterscheiden sich verfahrensmäßig nicht grundlegend von der Salbung und dem Segen, den Kranke bekommen können. Es gibt jedoch auch bedeutende Unterschiede. Mein Vorschlag wäre, dass du nach deinem eigenen Endowment wieder zum Tempel gehst und diese Verordnung stellvertretend für Verstorbene machst, da die meisten Dinge, mit denen du gesegnet wirst, dort noch einmal wiederholt werden. Und es ist nur natürlich, dass du sie beim ersten Mal in ihrer Fülle nicht vollständig verinnerlichst. Manche der Verheißungen, die man während der Vorverordnungen bekommt, ähneln anderen Verheißungen, die wir während unseres Lebens bekommen. Aber es werden auch Verheißungen ausgesprochen, die so nur im Tempel des Herrn gemacht werden. Wer das Alte Testament aufrichtig studiert hat, wird an den Vorverordnungen nichts Seltsames finden.
2 Einkleiden in das Garment
Vor deinem Besuch im Tempel solltest du ein Set Garments gekauft haben. Bringe dieses mit. Eigentlich zieht man es bereits im Umkleideraum an, aber offiziell ist man erst nach der dazugehörigen Zeremonie im Garment gekleidet.
Ein Video (auf Englisch) zu Garments kannst du dir hier anschauen. Auch im Video weiter unten (auf deutsch) wird die Bedeutung des Garments etwas näher beleuchtet.
3 Endowment
Das Endowment ist eine etwa zweistündige Zeremonie. In der Regel wird nicht ausführlich darüber gesprochen, wie die Zeremonie genau abläuft. Das hat verschiedene Gründe. Einer der Gründe ist sicherlich, dass die Zeremonie im Tempel, obwohl sie für alle gleich ist, etwas ganz Persönliches ist, und es ist wichtig, unvoreingenommen alles zu erleben, und dadurch persönliche Offenbarung zu empfangen. Jeder Mensch geht während dieser Zeremonie Verpflichtungen ein, ein besserer Mensch zu werden und Gott treuer zu folgen. Er lernt Dinge über den Zweck des Lebens und den Erlösungsplan. Er erhält Vollmacht und besondere Verheißungen für dieses Leben und für das Jenseits. Vielleicht wirkt die Zeremonie anfangs ungewohnt. Wahrscheinlich werden wir aus diesem Grund aufgefordert, immer wieder in den Tempel zu gehen und Gott darum zu bitten, ein größeres Verständnis zu entwickeln.
Die Tempelzeremonie und eigentlich alles in der Kirche ist für mich etwas Besonderes, weil es zeigt, dass Gott jeder einzelne wichtig ist. Gott ist jeder einzelne Mensch wichtig genug, dass er diese Bündnisse mit ihm eingeht. Jeder bereits Verstorbene ist Gott so wichtig, dass er uns Lebende dazu motiviert, diese Bündnisse stellvertretend für einen Verstorbenen einzugehen, die dieser dann, während er auf die Auferstehung wartet, annehmen oder ablehnen kann.
Viele Elemente des Endowments stammen aus den heiligen Schriften, und wenn du nach deinem ersten Besuch in den Schriften studierst, wirst du viele Dinge wiedererkennen. Für mich ist diese Zeremonie daher nichts Seltsames. Sie ist ungewohnt. Aber auch das Abendmahl ist etwas Ungewohntes, für jemanden, der zum ersten Mal eine Kirche besucht, die Beamtenbestätigung mit dem Erheben der Hand ist ungewohnt, wenn man es noch nie gesehen hat, und sicherlich wirken selbst alltägliche Dinge wie das Gebet auf jemanden seltsam, der beispielsweise nicht an Gott glaubt. Für einen Ungläubigen ist ein Gebet quasi ein Selbstgespräch.
Meine Empfehlung ist daher, wie bei den Vorverordnungen, sicherzustellen, dass du regelmäßig in den Tempel zurückkehrst. Dass du dich damit beschäftigst, zu Gott betest und dir deine eigenen Gedanken dazu machst. Ein wunderbarer Ort, wo wir das tun können, ist beispielsweise der celestiale Raum, ein ganz besonders schöner Raum im Tempel, in den wir nach der Endowment-Zeremonie gehen können. Dort ist es ruhig und andächtig und für mich der ideale Ort, nachzudenken, zu meditieren und zu beten. Nirgendwo fühle ich mich Gott so nahe wie dort.
Ich empfehle dir daher einfach, wenn du in den Tempel gehst, genau auf deine Gefühle zu achten. Nimm dir Zeit und gib Gott Zeit, dich zu belehren. In aller Ruhe.
Denke daran, dass wahrscheinlich 90 Prozent von allem, was du im Tempel erlebst, symbolisch ist. Wir haben heutzutage deutlich weniger mit Symbolen zu tun, als es früher üblich war. Vielleicht fanden deine Freunde es deshalb seltsam. Statt in den Tempel zu gehen und mit einem seltsamen Erlebnis zu rechnen, solltest du versuchen, mit einer offenen, lernwilligen Einstellung hinzugehen, um die vielen interessanten und neuen Eindrücke leichter zu verarbeiten und zu verstehen.
Was für eine tolle Entscheidung du getroffen hast, auf Mission zu gehen. Möge der Herr dich dabei segnen. Und viel Glück dabei.
Viele Grüße
Großvater
Der Beitrag wurde aus dem Englischen übersetzt und der Abschnitt „Endowment” teilweise ergänzt. Er wurde ursprünglich am 28.4.18 auf askgramps.org unter dem Titel „I’ve been told the temple endowment ceremony is weird. How can I be better prepared before I go?” veröffentlicht. Übersetzt von Kristina Vogt.
Wenn Sie mehr über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) wissen möchten, dann besuchen Sie einfach eine der offiziellen Webseiten der Kirche: mormon.org und lds.org.
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