Aufschlussreiche Einsichten eines afroamerikanischen Bekehrten

Kurz nachdem man die afroamerikanische Sandra Bland in einer Gefängniszelle im Waller County, Texas, erhängt vorgefunden hatte und der seit 10 Jahren im Dienst stehende Polizeiveteran Darren Goforth auf einer Tankstelle in Cypress, Texas, in einen Hinterhalt gelockt und ermordet wurde, stand Marvin Perkins vor einem Pfahl in Houston, Texas, und sprach über die Themen Rasse und Spaltung.

Perkins war bekannt dafür, über heikle und polarisierende Themen zu sprechen. Perkins war genau genommen einer von sechs Delegierten – zu denen unter anderem auch Sharon Eubank gehörte, die jetzt als erste Ratgeberin der Generalpräsidentschaft der Frauenhilfsvereinigung dient -, die nach Kungsbacka, Schweden, entsandt wurden, um dort die Heiligen der Letzten Tage in der Region zu stärken, als diese sich nach dem öffentlichen Austritt des Gebietssiebzigers Elder Hans Mattsson aus der Kirche mit schwierigen Evangeliumsthemen auseinandersetzten.

Vor dieser durch rassistische Gewalt und Konflikte zerrissenen Gemeinde stehend, überbrachte Perkins 2015 seine Botschaft über Rasse und das Priestertum – im Evangelium Einigkeit und Geschlossenheit findend und einander als buchstäbliche Brüder und Schwestern liebend.

Marvon Perkins während eines Vortrags in Kungsbacka, Schweden.

Marvin Perkins während einer Präsentation in Kungsbacka, Schweden. Das Bild wurde freundlicherweise von Marvin Perkins zur Verfügung gestellt.

Nach seinem Vortrag trat ein Paar an Perkins heran. „Sie schluchzten beide beinahe untröstbar. Als sie sich wieder beruhigen konnten, gestand [die Frau], dass sie und ihre Familie Rassisten seien und ihr ganzes Leben lang rassistisch gewesen seien. Sie erwähnte, dass sie das N-Wort täglich benutzten. Sie schrie weinend: „Niemand hat uns das je gesagt!”, erzählt Perkins. „Sie schämte sich dafür, wie sie ihr ganzes Leben bis zu diesem Moment gelebt hatte – dafür, wie sie über andere Kinder Gottes gedacht, geredet und diese behandelt hatte. Ich erinnere mich an die eindringlichen Worte ihres Mannes. Er erklärte: ,Ich halte mein Wort. Und gute Menschen haben mich diese Dinge gelehrt und ich habe sie geglaubt und habe sie dann deutlich anderen beigebracht. Ich kann nicht fassen, dass ich so viele Menschen mit Ansichten verletzt habe, die einfach nicht richtig sind.’”

An diesem Tag beobachtete Perkins etwas, das er schon bei unzähligen anderen Gelegenheiten gesehen hatte: Wie falsche Lehren oder missverstandene Schriftstellen das Verständnis der Menschen vom Evangelium und von einander nachteilig beeinflussen können. Aber er konnte ebenfalls beobachten, wie die Wahrheit und die Gnade unseres Erretters unser Verständnis und unser Herz verwandeln kann – eine Verwandlung, die er aus eigener Erfahrung kannte.

Die Bekehrung zum Glauben der Heiligen der Letzten Tage

„Ich hatte einen klaren Vorteil bei der Untersuchung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, der darin bestand, dass ich wusste, wer Gott ist”, erzählt Perkins. „Ich wusste, dass Christus für die gesamte Menschheit gestorben ist und dass Gott nicht auf die Person sieht.” Als Perkins im Jahre 1988 begann, die Kirche zu untersuchen, berichtet er, dass Mitglieder „mir liebevoll mitteilten, dass ich verflucht und im vorirdischen Dasein weniger standhaft gewesen sei und dass es mir zwar nicht möglich sei, das celestiale Reich zu ererben, aber mich der Kirche dennoch anschließen solle, da es einige Segnungen für mich zu erlangen gäbe.”

Perkins hatte keinen Zweifel daran, dass diese Lehren nicht mit dem übereinstimmten, was er bereits über Gott wusste und was er über das Evangelium lernte. „Es fing wirklich an, meinen Wunsch, der Kirche beizutreten, zu dämpfen, aber Gott erinnerte mich an das mächtige geistige Zeugnis, das er mir als Antwort auf meine Gebete, in denen ich ihn fragte, ob dies wahrhaftig sein wiederhergestelltes Evangelium sei, gegeben hatte ”, erzählt Perkins. „Keine Sünde, kein Fehler und keine unfreundlichen Worte konnten dieses Zeugnis in seiner Wahrhaftigkeit ändern, egal, wie lange sie aufrechterhalten wurden – weil Gott es mir gegeben hatte. […] Aufgrund dieser Bestätigung schloss ich mich der Kirche an, mit dem Glauben, dass er mir beim Finden von Antworten helfen würde, die ich in der Folge teilen könnte, um sein Reich aufzubauen.”

Seit jener Zeit hat Perkins es geschafft, Heilige der Letzten Tage auf der ganzen Welt mit seinen aufbauenden Wahrheiten aus den heiligen Schriften zu erreichen und Irrglauben bezüglich Rasse und Priestertum durch Vorträge, Firesides, kirchliche Veranstaltungen, das afroamerikanische Outreach-Programm, raceandthepriesthood.org und blacksinthe scriptures.org aus der Welt zu räumen.

Die heiligen Schriften missverstehen

Viele der Missverständnisse, die Perkins unter den Heiligen der Letzten Tage findet, stammen von einem Lesen und Interpretieren der heiligen Schriften unter Nutzung moderner Definitionen von Wörtern und Idiomen, anstatt diese in ihrem historischen Kontext zu verstehen. „Wie die meisten wuchs ich mit dem Verständnis auf, das Wort „schwarz” mit Bezug auf Menschen afrikanischer Herkunft zu gebrauchen, weil dies weitestgehend unter allen Kulturen akzeptiert wurde”, so Perkins. „Daher ist es verständlich, dass viele die heiligen Schriften lesen und das Wort „schwarz” in all seinen Variationen in Bezug auf Menschen verstehen, so, wie sie das auch in unserer Gesellschaft tun. Die Heiligen der Letzten Tage – und auch Anhänger anderer Glaubensrichtungen – glauben instinktiv, dass dieses Wort hinsichtlich Rasse, Nationalität oder Hautfarbe zu verstehen sei. […] Die LDS-Version der Bibel und das Buch Mormon helfen uns zu verstehen, dass das Wort „schwarz” in Wahrheit ein hebräisches Idiom ist, das düster, niedergeschlagen oder geistige Dunkelheit bedeutet und nichts mit der Hauttönung zu tun hat. Obwohl wir diese Klarheit der Schriften täglich mit uns tragen, haben nur wenige Mitglieder dieses Wissen.”

Er fährt fort: „In Jeremia 8:21 sehen wir, dass die LDS-Version der Bibel in den Fußnoten das Wort „schwarz” als Idiom kennzeichnet, das mentale, emotionale oder geistige Zustände eines Individuums beschreibt.” Er merkt ferner an,  dass der Schriftenführer das Wachstum unseres Verständnisses in diesem Bereich beschleunigen könne und dass andere Passagen der heiligen Schriften sich an diese Stelle anknüpfen ließen oder ähnliche Fußnoten wie die zu Jeremia 8:21 enthielten. Dadurch wird das Wort „schwarz” in den Kontext seiner alltäglichen Bedeutung im Hebräischen gesetzt: einen psychischen, nicht einen physischen Zustand bezeichnend. „Falls das Wort ,schwarz’ sich nicht auf die Rasse oder die Hautfarbe bezieht, dann eröffnen sich dem wissbegierigen Verstand viele Möglichkeiten der Erforschung und Interpretation von Passagen im Buch Mormon, die eine schwarze oder weiße Haut beschreiben (siehe2 Nephi 5:21 und 3 Nephi 2:15)”, erklärt Perkins.

In Anbetracht der jüdischen Abstammung von Lehi und seiner Familie ergibt es Sinn, dass sie mit hebräischen Idiomen wie denen in der Bibel vertraut waren oder diese gar benutzten. „Nach der Überprüfung (von 2 Nephi 5:21 und 3 Nephi 2:15) werden aufmerksame Leser zu 2 Nephi 30 geführt. Dort finden sie die Verbindung von Haut zu ,Schuppen’ von Finsternis, die von den Augen abfallen”, so Perkins. „Dies ist ebenfalls ein Indiz für etwas Mentales, Emotionales oder Psychisches – nichts Physisches. Wenn man der Fußnote, die 1981 zu der englischen Ausgabe des Buches Mormon hinzugefügt wurde, folgt, wird es deutlich. In der Fußnote steht ,darkness spiritual; spiritual blindness’ (geistige Dunkelheit; geistige Blindheit)”.

Aufgrund dieser Klarstellungen – wie auch aufgrund weiterer Hinweise in den heiligen Schriften, wie etwa dem, dass die Nephiten in der Lage waren, lamanitische Lager zu infiltrieren, ohne entdeckt zu werden (siehe Alma 55:1-9) – hebt Perkins hervor, dass wir zu der Einsicht gelangen können, dass „die Hautfarbe der Lamaniten keinem Wandel unterlag; die Textstellen beziehen sich auf geistige Dunkelheit” und „die Idiome im Buch Mormon sind mit denen der Bibel konsistent. Das bedeutet, dass das Buch Mormon die Übersetzung eines historischen Textes ist und unmöglich von Joseph Smith hätte verfasst werden können, der ja nach den Eigenheiten seiner eigenen Sprache geschrieben hätte (siehe LuB 1:24).”

Ein weiteres Wort, das in den heiligen Schriften und in unserer kirchlichen Kultur häufig verwendet und beinahe genauso häufig missverstanden wird, ist das Wort „Fluch”. Bei diesem Wort stellt Perkins klar: „Der Gebrauch des Wortes ,Fluch’ ist gang und gäbe in der heutigen Kirche und war es schon, als ich der Kirche vor ungefähr 30 Jahren beitrat. Es ist normal, Aussagen wie ,Dunkle Haut ist ein Fluch’, ,Schwarze sind verflucht’, ,Die Lamaniten wurden verflucht’, ,Es ist wegen des Fluches von Kain oder des Fluches von Ham’ usw. zu hören. Die Nutzung dieser Ausdrücke wird in der Kirche – leider – schon so lange gelehrt, dass alle sich sicher sind, die Ausdrücke auch korrekt zu gebrauchen. Das heißt, so lange, bis ich diesen Menschen eine einfache Frage stelle: ,Was ist ein Fluch?’ Das einzige, was an dieser Stelle noch gang und gäbe ist, ist das Schweigen oder die lange Pause, bevor ein jeder der Befragten eine mit Sicherheit unsichere Antwort gibt. Es ist erstaunlich, dass ein Wort, von dem die Menschen glauben, es sei so verdammend, so frei und häufig verwendet werden kann, ohne dass seine Bedeutung überhaupt verstanden wird.”

„Wir haben einen von uns erstellten Abschnitt im Schriftenführer, der einzig und allein dem Zwecke dient, in den heiligen Schriften erwähnte Flüche der Menschheit zu studieren. Beim Studium dieser Schriftstellen wird jeder ein Verständnis dessen erwerben, was ein Fluch genau ist: eine Trennung von Gott, seinem Pfad und seinen Methoden aufgrund unserer Entscheidung, zu sündigen. Wenn wir wissen, was ein Fluch ist, verstehen wir auch besser, was ein Fluch nicht ist. Distanz zu Gott aufgrund unserer Verfehlungen kann demnach keinen Einfluss auf unsere Hautfarbe haben. Daher kann die Hautfarbe auch kein Fluch sein. Und mit Bezug auf 1 Samuel 16:7 kann es auch kein Zeichen eines Fluches sein – wie es so weitflächig gelehrt wurde.”

Wahrheiten aus den heiligen Schriften

„Wir leben in einer Welt sich widersprechender Nachrichten, was – und davon bin ich überzeugt – sowohl ein Teil unserer irdischen Prüfung ist als auch die Möglichkeit bietet, dem Herrn zu zeigen, dass wir wahrhaftig über all das hinausblicken können, was um uns herum tobt und um unsere Aufmerksamkeit und Treue wetteifert – und unseren Blick auf ihn richten”, erklärt Perkins. „Seit den Anfangstagen des wiederhergestellten Evangeliums war eine zentrale Botschaft, die vom Herrn im Januar 1831 überbracht und vom Propheten Joseph Smith verschriftlicht wurde, das Gebot ,Seid eins’. Die zentrale Bedeutung dieses Gebotes wurde direkt in der nächsten Zeile betont: ,und wenn ihr nicht eins seid, dann seid ihr nicht mein.’ (LuB 38:27). Allerdings herrschte zu dieser Zeit eine große Ungleichheit zwischen den Menschen unserer Nation, wodurch die Teilung und die Gräueltaten, die Bruder gegen Bruder und Schwester gegen Schwester verübten, eine akzeptable oder sogar erwartete Facette unserer Gesellschaft war.”

Die Unfähigkeit der Heiligen, die Botschaften und Gebote des Erretters vollkommen anzunehmen und zu verstehen, war nicht nur eine Herausforderung für die Mitglieder im frühen 19. Jahrhundert, sondern ebenso für die Mitglieder der heutigen Zeit und zuzeiten Christi gleichermaßen.

Eine Familie liest zusammen in den heiligen Schriften. Sie haben sichtlich Freude daran.

Perkins erklärt, dass die alte jüdische Gesellschaft, wie sie in den heiligen Schriften beschrieben wird (siehe Apostelgeschichte 10:28), sich darauf konzentrierte, die Juden von anderen Nationen zu separieren und zu unterscheiden. „Dennoch lehrte Jesus ihnen, dass das wichtigste und erste Gebot sei, Gott mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele zu lieben und dass das zweite Gebote sei, jede andere Person wie sich selbst zu lieben. Der Erretter hob die Bedeutsamkeit dieser Gebote noch weiter hervor, als er dem Volk sagte, dass sie von jedem Gebot und jeder prophetischen Lehre wissen könnten, ob diese von Gott sei, indem sie das Gebot oder die Lehre auf eine Übereinstimmung mit dem ersten und zweiten Gebot hin überprüften (Matthäus 22:36-40)”, erzählt Perkins. „An diesem alttestamentarischen und historischen Beispiel sehen wir die gegensätzlichen Botschaften bei der Arbeit. Der Herr gebietet uns, eins zu sein. Und im Gegensatz dazu forderte die jüdische Gesellschaft eine Trennung. Das weist eine unheimliche Ähnlichkeit zu der Beschränkung des Priestertums in der Wiederherstellung auf. Der Herr forderte damals dieselbe Einigkeit inmitten einer riesigen Uneinigkeit.”

Ebenso wie es damals der Zeit, Berichtigung und Offenbarung vom Herrn an seine Apostel bedurfte, um seinem Gebot folge zu leisten, alle Kinder Gottes von allen Nationen zu belehren und zu akzeptieren, brauchte auch die Kirche und ihre Apostel in der Moderne Zeit, um die Offenbarung in LuB 36:3-4 völlig anzunehmen: „Und nun, diese Berufung und dieses Gebot gebe ich dir hinsichtlich aller Menschen – dass alle, die zu meinen Dienern Sidney Rigdon und Joseph Smith jr. kommen und diese Berufung und dieses Gebot annehmen, ordiniert und ausgesandt werden sollen, unter den Nationen das immerwährende Evangelium zu predigen”.

„Unsere Geschichte ist ein Segen. Ein Segen, von dem wir umso mehr lernen können, je mehr wir uns einfach darum bemühen, ihn wahrhaft zu verstehen”, verheißt Perkins. „Wenn die Wahrheit verstanden wurde, ist es von fundamentaler Bedeutung, sowohl das Gute als auch das Schlechte anzunehmen, das mit ihr einhergeht, ohne sich dagegen zu wehren. Als mir der Heilige Geist im Jahre 1988 die Wahrheit des wiederhergestellten Evangeliums bezeugte, konnte nichts auf der Welt diese Erkenntnis ändern. Leider denken so viele, dass wenn sie unschöne Dinge in der Geschichte unserer Kirche entdecken, dies zwangsläufig bedeute, unsere Kirche könne nicht wahr sein. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Diejenigen, die so denken, haben kulturelle Zeugnisse. Doch um unsere Geschichte wirksam hinter uns zu lassen und als eine Kirche vereint zu sein, müssten diese kulturellen Zeugnisse in geistige Zeugnisse umgewandelt werden. Dies kann jedoch nur durch eine aufrichtige Nachfolge Christi geschehen.”

Er fährt fort: „Dies ist eine Kirche der fortlaufenden Offenbarung. Der Herr teilte jedem im ersten Buch der Gebote zum Aufbau des wiederhergestellten Evangeliums mit, dass es Fehler, Sünden usw. bei der Errichtung und Leitung seiner Kirche geben werde (siehe LuB 1:24-28). Ich hatte vor wenigen Jahren das Vorrecht, im Pfahl Darmstadt in Deutschland sprechen zu dürfen. Als ich mich auf diese Reise vorbereitete und mich über die deutsche Kultur, Bevölkerung und Geschichte informierte, stieß ich auf ein inspirierendes Beispiel, das jedem von Nutzen sein kann. Ich las, dass deutsche Jungen zu einem Konzentrationslager reisen und dort Geschichten über ihre Vergangenheit erzählt bekommen, wenn sie zwölf Jahre alt werden. Diese Maßnahme soll gewährleisten, dass das, was dort passiert ist, sich nie wieder wiederholt. Darin können wir einen aufrichtigen Wunsch sehen, der in unmissverständlichen, gezielten und fortwährenden Taten zutage tritt.”

Wahrheiten über Rasse

„Es ist verblüffend, welche unmittelbare Wirkung der Wechsel der eigenen Perspektive auf das Niederreißen von Barrieren aus Hass und Missverständnis hat. Diese Barrieren basieren typischerweise auf fehlgeleiteten Lehren von vertrauten Quellen, Medien, kontinuierlich stigmatisierten Bildern und auf Unzulänglichkeiten des eigenen Selbstwertgefühls”, sagt Perkins.

Ein eindrucksvolles Beispiel für die Wirkung eines solchen Perspektivwechsels wurde sichtbar, als Perkins – zusammen mit Fred Bethel, der zu der Zeit als Bischof diente – zwei Missionarspaare in Fort Lauderdale über die biblischen Lehren belehrte, die in dem Buch Blacks and the Scriptures zu finden waren. „[Wir] forderten sie auf, die Schriftstellen für sich selbst zu studieren, dann zu beten und Gott zu bitten, ihnen die Wahrheit zu bestätigen. Sie alle kamen mit einer geistigen Bestätigung von der Wahrheit des Werkes des Herrn zurück. Nun – mit Zeugnissen, die dem Heiligen Geist entsprangen –  schickten wir diese vier jungen Männer zurück in Gebiete, in denen Türen vor ihren Augen zugeschlagen und in denen ihnen geraten wurde, nie zurückzukehren. Bewaffnet nur mit ihren Zeugnissen vom Werk des Herrn und zwei Fragen, die wir ihnen mitgegeben hatten, kamen diese nach vier Tagen mit 14 neuen Familien zurück, die nun zu den Untersuchern der Kirche zählten”, berichtet Perkins. Die Gemeinde von Fred Bethel verzeichnete Perkins zufolge nun anstelle von 11 Taufen in einem Jahr 56 Taufen im darauffolgenden Jahr und die Florida-Fort-Lauderdale-Mission wurde für viele aufeinanderfolgende Jahre zu der meist taufenden Mission in Nordamerika.

Es besteht kein Zweifel daran, dass Macht im Lernen von geistig manifestierten Wahrheiten liegt – anstatt auf weltliche Weisheiten zu vertrauen. Vielmehr bemerkt Perkins regelmäßig, dass beim Unterrichten über Rasse und das Priestertum die meisten Menschen, mit denen er spricht, nicht verstehen, woher das Konzept der Rasse oder die Wörter „schwarz” und „weiß” stammen.

„In all den Jahren, in denen der Herr um Antworten ersucht wurde, wie die Menschheit zu vereinen sei, hat er klare und einfache Führung durch die heiligen Schriften und auch durch soziale, wissenschaftliche und geschichtliche Quellen bereitgestellt. Es herrscht beispielsweise viel Zwietracht um Rassen, welche gemeinhin durch den Begriff „Rassismus” beschrieben wird. Dieser Ausdruck und das Konzept, das ihm zugrunde liegt, ist so tief in der menschlichen Psyche verwurzelt, dass viele Debatten von Ideen gestützt werden, dass Gott die ,Rassen’ erschaffen habe”, sagt Perkins. „In unseren Firesides, Gemeindeveranstaltungen und Vorträgen identifizieren wir den deutschen Herrn Johann Friedrich Blumenbach als Urheber des Rassenkonzeptes und dem damit einhergehenden Farbschema von schwarz, weiß, gelb, rot und braun, um die Menschheit zu klassifizieren. Blumenbach baute sein Rassenkonzept auf die frühen Werke des Carl von Linné auf und verschriftlichte dieses als seine Dissertationsschrift, um seine Promotion an der Medizinschule im Jahre 1775 zu erreichen. Die wissenschaftliche Gemeinschaft war von Johanns Konzept dermaßen beeindruckt, dass sie sein Werk publizierte und wissenschaftliche Studien in Auftrag gab, die die Unterschiede zwischen diesen neu eingeführten Klassen der Menschheit eruieren – oder Blumenbachs Theorie widerlegen – sollten. Johann konnte seine eigene Theorie widerlegen und dokumentierte seine Befunde gewissenhaft. Allerdings wurde diese Version seines Werkes nie anerkannt und das falsche Konzept von Rasse wuchs und durchsetzte unsere Gesellschaft. Ich habe aus erster Hand erfahren, dass wenn jemand die Wahrheit gelehrt bekommt, dass Rasse ein menschengemachtes und nicht etwa ein göttliches Konzept ist […] [andere] schlagartig die Einheit des menschlichen Geschlechts einsehen. Wir müssen nur mutig und glaubenstreu genug sein, um liebevolle Wege zu finden, diese Wahrheit unablässig zu lehren.”

Marvin Perkins spricht während einer Fireside im Los Angeles Temple Visitors Center'.

Anstatt die Rasse als Mittel der Trennung zu sehen, versteht Perkins die Existenz verschiedener Hautfarben als ein Zeichen der inhärenten Liebe Gottes für alle seine Kinder. „Die Haut eines jeden weist eine andere Brauntönung auf. Die Vorfahren eines jeden sind in die verschiedensten Teile dieser Welt migriert und wurden dort sesshaft. Einem jeden wurden viele Gaben und Talente von einem liebenden himmlischen Vater für den Aufenthalt auf dieser Erde mitgegeben. Eine Gabe, die einem jeden Kinde Gottes zuteil wurde, ist die Platzierung aller Organe im Innern des Körpers – allen außer einem. Das größte Organ, die Haut, wurde auf der Außenseite des Körpers platziert, was diesem erlaubte, sich an die verschiedensten Umweltbedingungen anzupassen, während ihre Vorfahren über die Erde streiften”, erklärt Perkins. „Jedes Mal, wenn ich jemanden mit einer anderen Hauttönung als meiner eigenen sehe, muss ich an einen unglaublich liebevollen Gott denken, der ein jedes seiner Kinder mit genau derselben Gabe darauf vorbereitet hat, zur Erde gesandt zu werden. Für mich heißt dies, dass er uns alle gleichermaßen liebt und das ist ein dermaßen wundervoller Gedanke und schönes Gefühl, dass es mir ein Lächeln auf das Gesicht zaubert.”

Sobald dieses Verständnis einmal vorhanden ist, wird es für die Heiligen der Letzten Tage einfacher, Spaltungen und Unterschiede zu überwinden, da wir einander wahrhaftig als Teil derselben menschlichen und himmlischen Familie sehen. „Wir sind wahrhaft eins”, konstatiert Perkins. „Diejenigen mit einer helleren Brauntönung sind einfach Brüder und Schwestern, deren Vorfahren aus heißeren Klimazonen ausgewandert sind. Diejenigen mit einer dunkleren Hauttönung gehören einfach zu einer Familie von Ahnen, die in unseren Ursprungsländern in Afrika und dem mittleren Osten – oder in deren Nähe – geblieben sind. Das so bereicherte Verständnis unserer Geschwister mit afrikanischer Abstammung ist ein bereichertes Verständnis unserer selbst. Die Kontaktaufnahme und der Austausch werden so einfach, weil sie aufrichtig stattfinden.”

Eins werden

„Jesus Christus ist der Sammelpunkt für alle, die den Wunsch haben eins zu sein. Je näher ein jeder von uns dem Erretter kommt, desto näher kommen wir einander”, behauptet Perkins. „Eine der prominentesten Eigenschaften Christi ist Liebe. Jesus ist Liebe. Während wir also wie Jesus werden, werden wir auf natürliche Weise den Wunsch bekommen, eins zu sein.”

Perkins erkennt aber auch, dass eins zu werden uns nicht unserer Vielfalt beraubt. Vielfalt und Verschiedenheit sind gleichermaßen göttlich. „Unser Vater hat uns alle hierher gebracht und erlaubte uns, nach eigenem Ermessen umherzuziehen. Während wir dies taten, stießen wir auf verschiedene Orte, klimatische Bedingungen, Ernährungsweisen, Sprachen, Bräuche, Gaben und Talente. Und dennoch hörten wir nie auf, Töchter und Söhne Gottes zu sein. […] Persönlich konnte ich zu einem nützlicheren Diener unseres Vater im Himmel werden, indem ich von jeder Kultur lernte, mit der ich in Berührung kam. Entfernte man auch nur eine Kultur, so würden mein Verständnis, meine Talente und Fähigkeit zu lieben vermindert werden. So, wie in einem Blumenstrauß ein Dutzend Blumen derselben Sorte zwar schön sein können, wird die Schönheit des Straußes durch die Mischung einer Vielzahl von Blumenarten doch deutlich erhöht. Einfach gesagt: Einzeln sind wir schön, aber zusammen sind wir am schönsten. Die Schönheit der Liebe Gottes für alle seine Kinder kann anhand des gleißenden Lichtes der Sonne veranschaulicht werden. Die Sonne scheint in allen Farben des Regenbogens, erscheint dem menschlichen Auge jedoch als von nur einer Farbe: gleißendes Weiß. Wie auch bei der Sonne kann die Menschheit nur dann von gleißender Schönheit sein, wenn alle Kulturen und Brauntöne eins sind.”


Der Beitrag wurde aus dem Englischen übersetzt. Er wurde ursprünglich auf ldsliving.com unter dem Titel „How We Misinterpret ‘Black’ and ‘Curse’ in the Scriptures: Insights from an African American Convert” veröffentlicht. Autorin ist Danielle B. Wagner. Übersetzt von Urs Wrenger.

Wenn Sie mehr über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) wissen möchten, dann besuchen Sie einfach eine der offiziellen Webseiten der Kirche: kommzuchristus.org und kirche-jesu-christi.org.

German ©2017 LDS Living, A Division of Deseret Book Company | English ©2017 LDS Living, A Division of Deseret Book Company

5 Aha-Effekte durch Präsident Nelsons Buch Mormon-Auftrag

3 Geheimnisse, die das Buch Mormon nicht lüftet

Hier findest du alles zu den neuen Buch-Mormon-Videos