Und ich weiß, daß der Bericht, den ich mache, wahr ist; und ich mache ihn mit meiner eigenen Hand; und ich mache ihn gemäß meiner Kenntnis. (1 Nephi 1:3)

Was wir wissen

Ausgehend von der Pionierarbeit von Hugh Nibley haben Wissenschaftler festgestellt, dass das Buch Mormon so genannte Kolophone enthält (aus dem Griechischen kolofōn, was „Gipfel”, „oben” oder „Ende” bedeutet). „In der Antike”, erklärt ein Gelehrter, „war der Anfang und/oder das Ende eines literarischen Textes oft von Kolophonen geprägt. Die Kolophone als Überschriften und Untertitel enthielten verschiedene Informationen über den veröffentlichten Text (Adressat, Autor, Schreiber, Thema, chronologische Informationen usw.).” Nephis einführender Kolophon ist wohl das bemerkenswerteste Beispiel für seine Verwendung im Buch Mormon. Nachdem er den Inhalt seiner Aufzeichnung zusammengefasst und sich als Schreiber und Autor des Textes ausgewiesen hat, beginnt Nephi seine Darstellung mit der Bestätigung (1) seiner guten Abstammung und Erziehung, (2) seiner Bildung und Schreiberausbildung und (3) seiner Zuverlässigkeit als Autor (1 Nephi 1:1-3).

Aber Nephi ist nicht der einzige Autor des Buches Mormon, der Kolophone benutzt. Enos (Enos 1:1-2) und Mormon (Mormon 1:1) beginnen beide ihre Berichte mit einem Kolophon, während Jakob (Jakob 7:27) am Ende seiner Aufzeichnung einen Kolophon einfügt. Mormon benutzt auch Kolophone in seiner Kürzung, um wörtliche oder fast wortwörtliche Zitate verschiedener Quelltexte einzufügen.

Alma 5 zum Beispiel wird mit folgendem einführenden Kolophon eingeleitet: „Die Worte, die Alma, der Hohepriester gemäß der heiligen Ordnung Gottes, dem Volk in ihren Städten und Dörfern im ganzen Land vortrug.” Ebenso werden die in Helaman 7-16 aufgezeichneten Prophezeiungen von Samuel dem Lamaniten an die Nephiten mit einem einfachen Kolophon vorgestellt, das den Autor hinter dem Text (Samuel) und eine kurze Zusammenfassung des Inhalts auflistet.

Die Verwendung von Kolophonen als Signal für den Anfang oder das Ende eines Textes ist in biblischen, ägyptischen und mesopotamischen Quellen weit verbreitet. Die prophetischen Bücher der Bibel beginnen oft mit Kolophonen, die den Propheten und das historische Umfeld vorstellen, in dem er prophezeit hat. Zum Beispiel beginnt das Buch Jesaja: „Vision des Jesaja, des Sohnes des Amoz, über Juda und Jerusalem, die er zu der Zeit hatte, als Usija, Jotam, Ahas und Hiskija Könige von Juda waren” (Jesaja 1,1).

Manchmal beschreiben biblische Kolophone die Prophezeiungen so, dass sie buchstäblich „von der Hand” (bĕ yad) des Propheten kommen (vgl. Maleachi 1:1; Haggai 1:1), ein Merkmal, das in mesopotamischen Texten zur Identifizierung des Schreibers („durch die Hand des Soundso”) und in späteren ägyptischen Texten zur Angabe der Autorenschaft („von seiner eigenen Hand geschrieben”; vgl. 1 Nephi 1:3) verwendet wird. Wie Nibley erkannte, weist Nephis Kolophon zu Beginn seines Berichts auffallende Ähnlichkeiten mit dem Kolophon auf, der in einem altägyptischen Manuskript namens Bremner-Rhind Papyrus gefunden wurde. Weitere Ähnlichkeiten mit ägyptischen Texten könnten angeführt werden. Tatsächlich enden ägyptische literarische Texte sehr oft entweder mit einem kurzen, formellen Kolophon, der bestätigt, dass der Text korrekt kopiert wurde, oder einem längeren Kolophon, der auch die Identität des Schreibers beinhaltet. Einleitende Vorworte zu ägyptischen literarischen Texten beinhalten ebenfalls oft den Namen und die Titel des Autors oder den Gegenstand der Erzählung. Diese und andere Überlegungen führten Nibley zu dem Schluss, dass der Kolophontyp in 1 Nephi 1:1-3 „sehr charakteristisch für ägyptische Kompositionen” ist.

Das Warum

Nephi sagte, er mache seine Aufzeichnung „in der Sprache [seines] Vaters, die aus dem Wissen der Juden und der Sprache der Ägypter besteht.” (1 Nephi 1:2). In diesem Fall ist es durchaus möglich, dass seine Schriften die Spuren einer alten jüdisch-ägyptischen Literaturkultur tragen. Nephis Verwendung von Kolophonen erfüllt diese Erwartung bemerkenswert gut. Da es klare Beweise (welche zu Joseph Smiths Zeiten nicht verfügbar waren) für den ägyptischen Einfluss auf die jüdische Literatur- und Schriftkultur vor und während Nephis Zeit gibt, verstärkt dies wiederum die Historizität des Buches.

Außerdem kann das Erkennen von Kolophonen für den Leser hilfreich sein, um die komplexen Erzählungen des Buches Mormon sinnvoll zu verstehen. Dies liegt daran, dass Kolophone an strategischen Stellen im Text verwendet werden, wo sie dem Leser helfen zu erkennen, wann bestimmte Quellen zitiert werden oder wann der Autor sich ändert (z.B. in Alma 5). Wie der Heilige-der-Letzten-Tage-Wissenschaftler John A. Tvedtnes erklärte, liefern Kolophone wertvolle Hinweise auf den Prozess des Schreibens und Zusammenstellens des [Buches Mormon].

Die Anwesenheit von Kolophonen im Buch Mormon bezeugt eindrucksvoll die „großen Anstrengungen seiner Autoren und Herausgeber, die Aufzeichnung so klar wie möglich zu gestalten”. Da er jemand ist, dessen Seele „sich an Klarheit erfreut” (2 Nephi 25,4), ist es völlig verständlich, dass Nephi Kolophone in seinen Aufzeichnungen verwendet und seine Nachfolger als Propheten und Schreiber diesem Beispiel ebenfalls folgen.


Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen übersetzt. Er wurde ursprünglich auf knowhy.bookofmormoncentral.org unter dem Titel „Why Did Book of Mormon Authors Use Colophones” veröffentlicht. Übersetzt von Janine.

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