Die erste biblische Erwähnung findet Zion als uneinnehmbare Festung des Volkes der Jebusiter, gelegen auf einem Berg nahe der Stadt Jerusalem. Entgegen den Erwartungen gelingt es König David, das Fort zu erobern, und er nennt es fortan „die Stadt Davids“ und richtet dort seinen Hauptsitz ein. Über weite Teile des Alten Testaments gilt der Berg Zion als Residenz des weltlichen Königs Israels. Ähnlich wie die Briten noch heute „God bless the Queen“ (Gott segne die Königin) singen, sangen die Israeliten damals „Gott segne Zion“, als Anspielung auf ihren weltlichen Herrscher. Doch irgendwann wurde der Gesang der Psalmisten wie folgt aufgezeichnet: „Denn der Herr hat den [Berg] Zion erwählt, ihn zu seinem Wohnsitz erkoren“ (Ps. 132:13), und so wurde der Berg Zion im Laufe der Geschichte des Volkes Israels vom Amtssitz ihres weltlichen Oberhauptes zur Wohnstätte des Königs aller Könige, des Herrn, ihres Gottes.

Durch die Jahrhunderte änderte sich gar die geographische Lage Zions und beschrieb nun nicht mehr den Ort des Königspalastes, sondern den Tempelberg in Jerusalem, auf dem König Salomo dem Gott Jahwe ein Haus errichtet hatte (ca. 1000 v.Chr.). Der prunkvolle, gewaltige Komplex wurde etwa 400 Jahre später von den Babyloniern zerstört, jedoch zeitnah von Kyros II. wiedererbaut. Dieser zweite Tempel unterlag 70 n.Chr. der Belagerung der Römer.

Der jüdische Tempel Jerusalems.

Die ins Exil verbannten Juden gelobten, sich eines Tages an gleicher Stelle einen dritten Tempel zu erbauen. Seitdem gilt Zion als Ziel der Sehnsucht für die Vertriebenen fern der Heimat. Im weltlichen wie im spirituellen Sinne wurde Zion ein Symbol für die Heimat des Volkes Gottes.

Zion – die Stadt Henochs

Es gibt noch einen weiteren, wichtigen Teil, den man verstehen muss, um die Rolle Zions im Plan Gottes zu verstehen. Früh im Alten Testament lesen wir von der vorzeitigen Aufnahme Henochs in den Himmel (Genesis 5). In neuzeitlicher Offenbarung (Buch Mose 6:26-38) lernen wir noch ausführlicher über die Umstände dieses Ereignisses: Henoch wurde von Gott als Prophet berufen, dem Volk Umkehr zu predigen. Das Volk des Umlands ließ sich bekehren, und sie wählten Henoch zu ihrem Führer. Gott segnete dieses Volk, und „[er] nannte es Zion, weil sie eines Herzens und eines Sinnes waren und in Rechtschaffenheit lebten; und es gab keine Armen unter ihnen.“ Gott schlug ihre Schlachten und ihre Feinde flohen vor ihnen. Gott gefiel das Volk Zion so sehr, dass er es eines Tages komplett in den Himmel aufnahm. Stand diese Stadt Gottes vielleicht an dem gleichen Ort, an dem 2000 Jahre später die Stadt der Jebusiter in die Hände König Davids fiel?

Heilige der Letzten Tage glauben, dass die Stadt Zion nach dem Zweiten Kommen Jesu Christi wieder auf die Erde gebracht und im Millennium eine zentrale Rolle einnehmen wird. Dieses Zion wird in den Heiligen Schriften auch das Neue Jerusalem genannt, das auf dem amerikanischen Kontinent errichtet werden wird (10. Glaubensartikel).

„Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat.“ Offenbarung 21:2

Zion - die Stadt Gottes

„Und der Herr sprach zu Henoch: Dann wirst du mit deiner ganzen Stadt ihnen dort (Ort des Neuen Jerusalems d. Red.) begegnen, und wir werden sie in unseren Schoß aufnehmen, und sie werden uns sehen; und wir werden ihnen um den Hals fallen, und sie werden uns um den Hals fallen, und wir werden einander küssen.“ Die Köstliche Perle, Das Buch Mose 7:63

„Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem.“ Jesaja 2:4; siehe auch 2. Nephi 12:2

Während sie auf das Zweite Kommen Christi warten, konzentrieren sich Heilige der Letzten Tage darauf, schon jetzt „die Pfähle Zions stark zu machen“. Präsident Ezra Taft Benson sagte dazu, dass das Zion der Letzten Tage mit einem Zelt verglichen werden kann, das die ganze Erde umspannt. Die Pfähle dieses Zeltes sind die weltweiten Gemeinschaften von Mitgliedern der Kirche, die sich bemühen, dort wo auch immer sie sich befinden, Orte der Rechtschaffenheit aufzubauen und diejenigen zu finden, die „reinen Herzens sind.“ (Lehre und Bündnisse 97:21) Denn nur diejenigen, die reinen Herzens sind, werden eines Tages in Zion leben können.


Dieser Artikel wurde von Johannes Zimmermann verfasst. Der Inhalt entspricht nicht notwendigerweise den offiziellen Standpunkten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

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