Viele Menschen meiden das Alte Testament, da sie Jehova dort als rachsüchtig und zornig erleben und das nicht in unser modernes Bild von Gott oder Jesus passt. Im Neuen Testament hingegen lehrte Jesus Christus Liebe und Vergebung, zeigte jedoch auch heftige Reaktionen wie bei der Vertreibung der Händler aus dem Tempel und die harsche Kritik an den Pharisäern. Die drei Argumente haben mich zu der Frage gebracht: War Jesus wirklich nett?
Der wahre Jesus
Jesus war – ohne Frage – in vielerlei Hinsicht wirklich nett: Er verbrachte Zeit mit Kindern, tröstete Freunde, half seiner Mutter und alle waren eigentlich immer willkommen. Seine zentrale Mission, “die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen” (Mose 1:39), zeigt seine Liebe und Fürsorge für jeden von uns und die gesamte Menschheit.
Die Gebote sind darauf ausgelegt, uns zu helfen, zu wachsen und Fortschritt zu machen. Jesus erwartet von uns, dass wir unser Bestes geben, da er die Folgen von Sünde kennt und uns vor ihnen bewahren will.
C. S. Lewis’ Perspektive
Der christliche Autor, C. S. Lewis, erklärt in “Mere Christianity“, dass Jesus uns nicht nur von Sünden heilen möchte, sondern vollkommene Heilung für uns möchte. Lewis beschreibt, wie Jesus, wenn wir ihn einladen, uns vollständig transformieren möchte. Er fordert uns auf, die “Kosten zu berechnen”, bevor wir Christen werden, da Jesus sich nicht mit weniger als unserer Vollkommenheit zufriedengeben wird. Dieser Weg zur Vollkommenheit kann Leid und Läuterung mit sich bringen, aber Jesus wird uns niemals ruhen lassen, bis wir vollkommen sind. Lewis vergleicht diesen Prozess mit einem Haus, das renoviert wird: Während wir vielleicht nur kleine Reparaturen erwarten, hat Gott vor, unser ganzes Haus umzubauen und zu einem Palast zu machen. Dieser Prozess kann unangenehm sein, aber das Endergebnis ist es wert.
Bündnisse und Gehorsam
Durch die gesamte Schrift hindurch betont der Herr wie wichtig Bündnisse sind. Sie helfen den Menschen, ihre Neigung zu Fehlern und Sünde zu überwinden.
Ein Beispiel dafür ist Noah, der durch seinen Gehorsam gegenüber Gottes Geboten die Sintflut überlebte. Gott schloss mit Noah einen Bund und rettete ihn und seine Familie. Bündnisse sind Versprechen zwischen Mensch und Gott, die den Menschen inspirieren, für die Erlösung zu Gott aufzuschauen.
Auch nach dem Tod noch bietet Christus den Menschen Erlösung an, wie im 1. Petrus 3:19-20 beschrieben, wo Jesus den Geistern im Gefängnis predigte. Dies zeigt, dass Gott selbst denen, die nicht an ihn geglaubt haben, eine zweite Chance gibt. Ein weiteres Zeichen für seine “ultimative Nettigkeit” in meinen Augen.
Perfektion und Stolpern
Jesus ist so nett, dass er Perfektion erwartet, aber auch unsere schwachen, stolpernden Versuche schätzt. Wie Lewis weiter ausführt, erfreut sich Gott bereits an unseren ersten Versuchen, gut zu sein, obwohl er uns zur Vollkommenheit führen will. Diese Reise kann uns durch harte Prüfungen führen, aber sie ist notwendig, um uns zu dem zu machen, was Gott für uns vorgesehen hat.
Lewis vergleicht diesen Prozess mit einem Vater, der sich über die ersten Gehversuche seines Kindes freut, aber gleichzeitig nicht mit weniger als einem festen, freien Gang bei einem erwachsenen Sohn zufrieden ist. Gott ist leicht zu erfreuen, aber schwer zufriedenzustellen. Jedes Mal, wenn wir fallen, wird er uns wieder aufhelfen, da er weiß, dass unsere eigenen Bemühungen uns niemals zur Vollkommenheit bringen können. Trotzdem ist es wichtig zu verstehen, dass das Ziel absolute Vollkommenheit ist und dass keine Macht im Universum, außer wir selbst, Gott daran hindern kann, uns zu diesem Ziel zu bringen.
Beispiele aus der Bibel
Daniel und seine Freunde, Schadrach, Meschach und Abednego, sind Beispiele für Menschen, die trotz schwerer Prüfungen ihrem Bund mit Gott treu blieben und gerettet wurden. Nachdem sie nach Babylon verschleppt worden waren, fanden sie sich am Hof des Königs wieder, um dort ausgebildet zu werden. Gleich zu Beginn standen sie vor einem schrecklichen Hindernis: entweder dem Gesundheitsgesetz des Herrn gehorchen oder stillschweigend der Forderung des Königs nachgeben. Daniel entschied sich, sich nicht mit der Speise des Königs und mit dem Wein zu verunreinigen, und bat den obersten Kämmerer um einen 10-tägigen Test. Nach 10 Tagen sahen Daniel und seine Freunde gesünder aus als die anderen, die die Speise des Königs aßen. Gott segnete diese jungen Männer für ihren Gehorsam und gab ihnen Einsicht und Verstand.
Aber bald sollten Schadrach, Meschach und Abednego vor Nebukadnezars goldenem Standbild beten und wenn nicht, in den Feuerofen geworfen werden, und Daniel endete in der Löwengrube. Obwohl alle vier in unmittelbarer körperlicher Gefahr schwebten, erinnerten sie sich an ihren Bund mit Gott und wurden aus dem Feuerofen und der Löwengrube gerettet. Diese Geschichten zeigen, dass Gott diejenigen segnet und beschützt – auf die Art und Weise, die er für richtig hält – die ihm treu bleiben, auch in Zeiten größter Not.
Ein weiteres Beispiel aus dem Alten Testament ist Abraham, der als “Vater des Glaubens” bekannt ist. Gott prüfte Abrahams Glauben, indem er ihn aufforderte, seinen Sohn Isaak zu opfern. Trotz der extremen Natur dieser Prüfung gehorchte Abraham, und Gott ersetzte Isaak durch einen Widder, was die Wichtigkeit des Gehorsams und des Glaubens betonte. Diese Geschichte zeigt, dass Gottes Erwartungen hoch sind, aber auch, dass er diejenigen belohnt, die ihm treu sind.
Im Neuen Testament zeigt die Geschichte der Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, eine andere Seite von Jesus’ Nettigkeit. Anstatt sie zu verurteilen, forderte Jesus die Menschen auf, die ohne Sünde waren, den ersten Stein zu werfen. Nachdem alle gegangen waren, sagte er zu ihr: “Auch ich verurteile dich nicht. Gehe hin und sündige nicht mehr.” Diese Begegnung zeigt Jesus’ Barmherzigkeit und seinen Wunsch, Menschen zu vergeben und sie zu einem besseren Leben zu ermutigen.
Jesus lehrte oft in Gleichnissen, um seine Botschaft klarer zu machen. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist ein weiteres Beispiel für seine Nettigkeit. Der Vater im Gleichnis repräsentiert Gott, der seinen verlorenen Sohn bedingungslos annimmt, als dieser nach Hause zurückkehrt. Dies zeigt Gottes unendliche Liebe und Bereitschaft, uns zu vergeben, egal wie weit wir uns von ihm entfernt haben.
Jesus fordert uns auf, unsere Talente zu nutzen und zu entwickeln, wie im Gleichnis von den Talenten beschrieben. In dieser Geschichte gibt ein Herr seinen Dienern Talente (eine Form von Geld) und erwartet, dass sie diese vermehren. Der Diener, der seine Talente verdoppelt, wird belohnt, während der Diener, der sein Talent vergräbt, bestraft wird. Dieses Gleichnis zeigt, dass Jesus erwartet, dass wir unsere Gaben und Fähigkeiten nutzen und weiterentwickeln, um ihm zu dienen und unser volles Potenzial zu erreichen.
Schlussfolgerung
Jesus sagte: „Wenn du mich lässt, werde ich dich vollkommen machen.“
Diese Worte sind kein leeres Versprechen, sondern eine ernsthafte Zusage, dass er uns zu göttlichen Wesen machen will, die Gottes grenzenlose Macht und Freude widerspiegeln. Er wird uns niemals ruhen lassen, bis wir vollkommen sind, weil er wirklich nett ist.
Jesus’ Nettigkeit zeigt sich in seiner Fürsorge, seiner Liebe und seinem unermüdlichen Einsatz, uns zur Vollkommenheit zu führen. Er erwartet von uns, dass wir unser Bestes geben, und er kennt die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen. Er bietet uns Erlösung und die Möglichkeit, durch Bündnisse und Gehorsam zu wachsen und zu reifen. Jesus ist nicht nur nett, er ist der Inbegriff von Liebe und Fürsorge, der uns auf dem Weg zur göttlichen Vollkommenheit begleitet.
Durch die Betrachtung verschiedener Aspekte seines Lebens und seiner Lehren können wir sehen, dass Jesus’ Nettigkeit tief und umfassend ist. Sie umfasst sowohl strenge Anforderungen als auch unendliche Barmherzigkeit. Diese Kombination aus Liebe und Erwartung macht ihn zu einem einzigartigen und inspirierenden Führer. Jesus’ ultimative Nettigkeit zeigt sich darin, dass er uns zur Vollkommenheit führen will, trotz der Schwierigkeiten und Herausforderungen, die dieser Weg mit sich bringt.