Was ist der Unterschied zwischen Errettung und Erhöhung? Diese Frage beantworten wir im zweiten Video unserer Serie Mythen & Fakten, zu dem dieser Artikel gehört. Das Video kannst du dir hier anschauen:
Im Jahre 1842 schrieb Joseph Smith, der erste Prophet und Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 13 fundamentale Überzeugungen unserer Religion auf. Nummer 3 auf dieser Liste besagt Folgendes:
„Wir glauben, dass Dank dem Sühnopfer Christi alle Menschen errettet werden können, indem sie die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums befolgen.“
Das Hauptthema dieses Glaubensartikels dreht sich ganz um die Gretchenfrage: Werden wir durch Gnade oder Taten errettet? – ABER um diese Frage zu beantworten, ist es extrem hilfreich zu verstehen, was Errettung für die Heiligen der Letzten Tage überhaupt bedeutet. Deswegen werden wir in diesem Artikel genau darüber sprechen. In naher Zukunft wird es auch einen Artikel zur Gnade-oder-Taten-Frage geben, aber bis dahin merkt euch einfach Folgendes: Wir glauben, dass wir durch GNADE errettet werden. Es gibt absolut nichts, was wir tun könnten, um uns selbst zu erretten oder uns unseren Weg in den Himmel zu „verdienen“.
Wovon müssen wir errettet werden?
So, jetzt aber zurück zum Thema: Errettung. Wovon müssen wir eigentlich „errettet“ werden? Kurz gesagt: vom körperlichen und geistigen Tod.
Unsere Körper sind Geschenke Gottes. Letztendlich möchte Gott, dass jeder von uns einen vollkommenen, herrlichen und auferstandenen Körper hat – wie Jesus Christus auch. Aber, wie uns allen schmerzlich bewusst ist, werden wir alle sterben. Eines Tages werden unsere Körper dahinschwinden und sich zersetzen. Und es gibt absolut NICHTS, was wir dagegen tun können. Das wäre schonmal ein Problem.
Der geistige Tod, auch als Sünde bekannt, ist ein weiteres Problem. Nichts Unreines kann in der Gegenwart Gottes wohnen, richtig? Nun, das heißt aber, dass wir alle erledigt sind, weil wir alle gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren haben (Römer 3:23). Wenn Christus sich nicht für uns eingesetzt hätte, würde Sünde uns für immer aus unserem himmlischen Zuhause verbannen und es gäbe NICHTS, was wir dagegen tun könnten.
Jesus Christus errettet uns von den Folgen sowohl des physischen als auch des geistigen Todes. Weil er von den Toten auferstanden ist, werden auch alle von uns auferstehen und dadurch das Hindernis des physischen Todes überwinden. Weil Jesus Christus den Preis für unsere Sünden gezahlt hat, ist Umkehr möglich. Wir können von unseren Sünden gereinigt werden und dadurch das Hindernis des geistigen Todes überwinden.
Eigentlich werden wir also davor gerettet. Das ist Errettung in seiner einfachsten Form. Ich muss aber dazu sagen, dass Erhöhung etwas anderes ist als Errettung – obwohl Heilige der Letzten Tage, einschließlich unserer Propheten, diese beiden Wörter häufig synonym verwenden. Das wird für Menschen, die nicht unserer Kirche angehören, aber schnell verwirrend, deswegen trenne ich die beiden.
Wie Heilige der Letzten Tage sich den Himmel vorstellen
Bevor wir uns dem Thema der Erhöhung widmen, sollten wir uns die Lehren der Heiligen der Letzten Tage über den Himmel einmal ansehen. Für die meisten christlichen Glaubensgemeinschaften kommt man entweder in den Himmel oder in die Hölle – eins von beiden. Entweder man wird mit ewiger Glückseligkeit belohnt, oder mit ewiger Qual bestraft. Aber in unserer Kirche glauben wir an mindestens drei verschiedene Level oder Grade der Herrlichkeit, die alle als Himmel bezeichnet werden können. Diejenigen, die in die „niedrigeren“ Grade kommen, sind weiter von Gott entfernt als diejenigen, die in den höheren Graden leben. Aber wegen der Gnade Christi wird so ziemlich jeder Mensch, der je auf dieser Erde gelebt hat, eins dieser drei Reiche des Himmels ererben.
Erhöhung ist jedoch mehr als nur irgendwo im Himmel zu leben. Es ist das Leben im höchsten Grad der Herrlichkeit und die Chance, buchstäblich wie Gott zu werden. Ja, ihr habt richtig gehört. Nicht Gott zu ersetzen, aber zu lernen, die Dinge zu tun, die er tut, das zu wissen, was er weiß und die Person zu werden, die zu werden er sich für uns wünscht. Erhöhte Wesen leben in der Gegenwart Gottes und empfangen dieselbe Herrlichkeit und Freude wie er.
Zusammenfassung
Also: Bei der Errettung geht es darum, Sünde und Tod zu überwinden und ein Reich der Herrlichkeit im Himmel zu ererben. Erhöhung hingegen hat mehr damit zu tun, was wir im Himmel machen werden.
Diese Unterscheidung ist wichtig. Wenn der Glaubensartikel also sagt, „dass Dank dem Sühnopfer Christi alle Menschen errettet werden können, indem sie die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums befolgen“, dann bezieht er sich in Wahrheit auf die Erhöhung – nicht nur die Errettung.
Errettung kommt allein durch Gnade. Das machen die Heiligen Schriften deutlich. Die Erhöhung ist auch ein Akt der Gnade, aber wir erlangen sie nur unter der Bedingung, dass wir Gottes Gebote befolgen. Aber nochmal: Darauf werden wir in einem späteren Artikel viel ausführlicher eingehen.
Falls du noch Fragen zu der Unterscheidung von Errettung und Erhöhung haben solltest, lies jetzt weiter. Wenn auch das nicht hilft, schicke uns gerne eine Nachricht oder lass uns einen Kommentar da.
Weitere Informationen
Viele Heilige der Letzten Tage hatten bereits das Erlebnis, das ein anderer Christ auf sie zukam und sie fragte: “Bist du errettet??”. Meistens wird ein “Mormone” bei der Beantwortung dieser Frage zögern, weil Errettung in unserem Glauben keine Ja-oder-Nein-Frage ist – es gibt nicht einfach nur Himmel oder Hölle. Wenn ein Heiliger der Letzten Tage hier zögert, dann deshalb, weil die Antwort etwas komplizierter ist und er oder sie versucht, eine einfache Antwort zu geben, die ohne das Jargon unserer Kirche auskommt, da dieses von vielen unserer andersgläubigen Freunden nicht verstanden wird. Tatsache ist jedoch, dass jeder aktive Heilige der Letzten Tage in einem “erretteten” Zustand lebt. Er oder sie ist der Errettung jederzeit würdig.
Manche Menschen werfen uns vor, ein auf Taten beruhendes Evangelium zu haben. Zu dieser Überzeugung kann man leicht verleitet werden, denn Heilige der Letzten Tage haben eine Menge Arbeit zu tun. Außer unseren obersten Kirchenführern gibt es in unserer Kirche keine bezahlten Geistlichen. Deshalb haben wir alle “Berufungen” und Arbeit in den Gemeinden zu tun. Außerdem versuchen wir, uns in unseren Kommunen aktiv zu engagieren. Wir sind also sehr beschäftigt. Da verwundert es nicht, dass einige von uns das Gefühl haben, nie genug zu tun. Unsere geistlichen Führer warnen uns immer wieder davor und erinnern uns daran, dass wir uns unseren Platz im Himmel nicht verdienen können.
Im Video haben wir versucht, den Unterschied zwischen Errettung und Erhöhung zu erklären. Erhöhung ist die Errettung im höchsten Reich der Herrlichkeit. Dieses höchste Reich (das celestiale Reich) lässt sich nur durch aufrichtige Umkehr und den aufrichtigen Wunsch, sein Leben Gott zu weihen, erreichen. Dazu gehört auch die Teilnahme an den Verordnungen des Evangeliums und das Schließen ewiger Bündnisse (z.B. das Taufbündnis). Unsere Kirche legt ihren Fokus nicht auf die Errettung, sondern vielmehr auf die Erhöhung. Das führt dazu, dass die Messlatte für die Mitglieder ziemlich hoch liegt.
Entgegen der Meinung vieler, derzufolge die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eine sehr elitäre Auffassung von Errettung und Himmel hat, ist das Gegenteil der Fall: Durch die Gnade unseres Erretters Jesus Christus wird praktisch jeder Mensch im Himmel errettet. Wirklich beschränkt und abhängig von einigen Bedingungen ist allein der Zugang zu den höheren Reichen der Herrlichkeit. Heilige der Letzten Tage glauben, dass man nicht in Unwissenheit sündigen kann. Das bedeutet, dass du für ein Vergehen (Sünde) nur dann zur Rechenschaft gezogen werden kannst, wenn du das dahinterstehende Gebot wissentlich und willentlich gebrochen hast. Um die Möglichkeit zu haben, mit unserem himmlischen Vater im höchsten Reich der Herrlichkeit zu leben, muss man jedoch Jesus Christus als seinen Erlöser anerkennen und von seinem Sühnopfer Gebrauch machen. Doch nicht jeder Mensch hat zu Lebzeiten diese Möglichkeit. Viele Millionen Menschen leben und sterben in den abgelegenen Gebieten dieses Planeten, ohne je den Namen Jesus Christus gehört zu haben. Diese Menschen werden nach dem Tod die Gelegenheit haben, das Evangelium Christi zu hören und anzunehmen. Ein jeder Mensch muss sich irgendwann entscheiden, ob er Christus folgen und als seinen Erretter akzeptieren will – ob zu Lebzeiten oder danach.