Im Jahre 1842 schrieb Joseph Smith, der erste Prophet und Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage 13 fundamentale Überzeugungen unserer Religion auf. Nummer 1 auf dieser Liste besagt Folgendes:
“Wir glauben an Gott, den ewigen Vater, und an seinen Sohn, Jesus Christus, und an den Heiligen Geist.”
1. Glaubensartikel
Klingt simpel, oder? Gott ist unser Himmlischer Vater. Wir alle sind seine Kinder. Er liebt uns. Jesus Christus ist der Sohn Gottes, unser Erlöser und Erretter.
Aber dann stoßen wir auf ein Problem: Die Bibel macht deutlich, dass es genau einen Gott gibt. Gleichzeitig geht aus ihr klar hervor, dass der Vater Gott ist, dass Jesus Christus Gott ist und dass der Heilige Geist ebenfalls Gott ist. Wie ist das denn bitte zu verstehen?
Trinitätslehre
Das Christentum war Jahrhunderte damit beschäftigt, diese zwei Lehren miteinander zu vereinbaren. Die am weitesten verbreitete Interpretation ist, dass Gott Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist irgendwie ein Gott in drei Gestalten sind. Dieser Glaube wird als Trinitätslehre bezeichnet und wurde Jahrhunderte nach dem Tod Christi zur offiziellen Doktrin der katholischen Kirche und damit später auch der meisten evangelischen Glaubensgemeinschaften. Sie ist das Resultat menschlicher Bemühungen, die Natur Gottes besser zu verstehen – eine noble Sache.
Gottheit
Aber Heilige der Letzten Tage glauben nicht an die traditionelle Trinitätslehre. Wir glauben, dass Gott Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist drei eigenständige, voneinander getrennte Wesen sind. Sie sind sich jedoch in allem zu 100% einig. So einig, dass sie eins sind – ein Gott. Sie sind eins in ihrer Absicht. Sie haben ein Ziel, einen Wunsch und einen Plan. Sie sind in so ziemlich jeder Hinsicht eins – außer physisch.
Wir glauben also nicht, dass sie ein Wesen mit drei Erscheinungsformen sind. Sondern, dass sie drei Wesen mit einer Absicht sind. Macht uns das zu Polytheisten? Das kannst du so sehen, wenn du möchtest. Wir selbst sehen uns allerdings nicht als Polytheisten, aber das hängt einfach von deiner Perspektive und Definition ab. Es gibt auch einige Leute, die die Trinitätslehre für polytheistisch halten – und das ist völlig in Ordnung. Gute Menschen können unterschiedlicher Meinung sein.
Heilige der Letzten Tage glauben, dass Gott Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist in deutlich mehr Hinsichten eins sind als dass sie drei sind. Anstatt von einem Gott sprechen wir daher häufig von einer Gottheit, die sich aus dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist zusammensetzt.
Aber die Kontroverse über die Natur Gottes geht noch weiter.
Hat Gott einen Körper?
In der Bibel steht, “Gott ist Geist” (Johannes 4:24). Wir glauben aber auch, dass der Geist unseres Himmlischen Vaters mit einem vollkommenen, verherrlichten, unsterblichen und fühlbaren Körper aus Fleisch und Gebein verbunden ist – mit einem Körper also, wie ihn Jesus Christus nach seiner Auferstehung erhalten hat und ähnlich zu dem Körper, den wir den Lehren von Paulus zufolge nach unserer Auferstehung erhalten werden. Ein lebendiger Körper hat immer einen Geist in sich. Aber ein Geist ist nicht immer an einen lebendigen Körper gebunden. Wir glauben zum Beispiel, dass der Heilige Geist genau das ist: ein Geist – ohne physischen Körper.
Die Natur Gottes ist ein heißes Eisen. Mit ein und derselben Bibel werden viele verschiedene Theorien aufgestellt – einfach, weil sie jeder anders interpretiert. Das ist auch einer der Gründe, warum es so lange gedauert hat, bis sich die Trinitätslehre in der katholischen und später auch evangelischen Kirche durchgesetzt hat.
Wir können unsere Lehre über die Gottheit ebenfalls anhand der Bibel belegen. Zum Beispiel wenn Stephanus in Apostelgeschichte 7:55,56 vom Heiligen Geist erfüllt Jesus in einer Vision “zur Rechten Gottes stehen” sieht.
Die Rolle neuzeitlicher Offenbarung
Aber du wirst mittlerweile wahrscheinlich wissen, dass wir Heilige der Letzten Tage – SPOILER ALERT – unsere Lehren nicht allein auf die Bibel zurückführen. Wir glauben nämlich, dass neuzeitliche Propheten weitere heilige Schriften offenbart haben, die die Bibel ergänzen und uns dabei helfen, ihre Lehren besser zu verstehen. So wie die einzelnen Bücher der Bibel das auch untereinander tun.
Eine dieser außerbiblischen heiligen Schriften nennen wir das Buch Lehre und Bündnisse. Es enthält die wohl deutlichste Quelle für unsere Vorstellung von der Natur Gottes:
“Der Vater hat einen Körper aus Fleisch und Gebein, so fühlbar wie der eines Menschen, ebenso der Sohn; aber der Heilige Geist hat keinen Körper aus Fleisch und Gebein, sondern ist eine Person aus Geist. Wäre es nicht so, könnte der Heilige Geist nicht in uns wohnen.”
Lehre und Bündnisse 130:22
Einige von euch empfinden diese Schriftstelle vielleicht als Widerspruch zu ihrer eigenen Interpretation der Bibel. Für uns ist das jedoch nicht der Fall. Sie hilft uns vielmehr die Lehren der Bibel besser zu verstehen.
Die nächste Frage, die du dir vielleicht stellst ist: “Wie kann ich wissen, ob das Buch Lehre und Bündnisse tatsächlich heilige Schrift ist (wie die Bibel) und nicht nur ein Haufen Kokolores?” Gute Frage. Bei der Suche nach der Antwort kannst du dich am besten direkt an Gott wenden und sie von ihm persönlich erhalten.
Aber ganz unabhängig von der Antwort bist du herzlich eingeladen, weiter auf unserer Homepage zu stöbern, wenn du mehr über den Glauben der Heiligen der Letzten Tage erfahren möchtest. Und wenn du noch Fragen zu dem heutigen Thema hast, kannst du uns gerne eine Nachricht schreiben:
WEITERE INFORMATIONEN
Heilige der Letzten Tage sehen ihre Vorstellung von der Natur Gottes als biblisch an. Die Mitglieder der Gottheit werden an mehreren Stellen der Bibel als eigenständige Wesen beschrieben.
Zum Beispiel: Christus wendete sich sowohl in seinen zahlreichen Gebeten, als auch bei seiner Kreuzigung an seinen göttlichen Vater. Während der Taufe Christi durch Johannes den Täufer sind alle Mitglieder der Gottheit separat anwesend: Jesus steht im Wasser, Gott Vater spricht aus dem Himmel und der Heilige Geist kommt in Form einer Taube auf Christus herab.
Zudem geben mehrere Propheten an, sie hätten mit Gott von Angesicht zu Angesicht gesprochen. Zum Beispiel Mose:
“Der HERR und Mose redeten miteinander von Angesicht zu Angesicht, wie einer mit seinem Freund spricht.”
Exodus 33:11
In der Schöpfungsgeschichte findet sich ebenfalls eine interessante Aussage:
“Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!”
Genesis 1:26
Die Verwendung des Plurals an dieser Stelle irritiert weit weniger, wenn man (wie Heilige der Letzten Tage) glaubt, dass Gott Vater und Jesus Christus die Welt zusammen erschaffen haben.
Dass es wichtig ist, die wahre Natur der Gottheit zu verstehen, wird in der Bibel deutlich:
“Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus.”
Johannes 17:3
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