Irgendwann im Leben kommen wir alle an den Punkt, an dem wir uns fragen: Was möchte ich in meinem Leben erreichen? Wo möchte ich hinkommen? Wo fühle ich mich wohl und was macht mich zufrieden? Auch ich habe mir vor einigen Jahren diese Fragen gestellt und mein Leben überdacht. Das hier ist meine Geschichte…

Wie viele andere bin auch ich in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage groß geworden und hatte das große Glück, eine wunderbare, fürsorgliche und liebevolle Familie an meiner Seite zu haben. Schon von klein auf habe ich die Versammlungen der Kirche besucht, habe mit anderen Kindern in der Primarvereinigung gespielt sowie gelernt und hatte wunderbare Momente während meiner Zeit bei den Jungen Damen. Ich habe in der Kirche mein Zuhause gefunden und habe mich unter tollen Freunden immer wohl gefühlt. Dadurch, dass ich das ganz starke Gefühl hatte, dass der himmlische Vater immer bei mir ist, fühlte ich mich selten alleine oder verzweifelt. Jedes Gebet, jedes abendliche Schriftenlesen hat mir Stärke für das gegeben, was im Leben auf einen zukommt. Zu dem Zeitpunkt hätte ich mir niemals vorstellen können, das Evangelium oder die Verbundenheit mit Gott jemals zu verlieren.

Ich kann mich gar nicht mehr genau daran erinnern, wie es dazu kam, dass ich im Laufe meines Älterwerdens immer weniger Freude an dem Leben im Evangelium bekam. Ob es durch den Abiturstress in der Schule, immer mehr wachsende Freundschaften außerhalb der Kirche, typische Jugendstreitereien mit den Eltern oder durch das Gefühl zu viele Erwartungen auf einmal erfüllen zu müssen entstanden ist, weiß ich nicht mehr genau. Doch jeder nur kleine Schritt weg vom Evangelium hat mich Gebote, die uns eine Hilfestellung im Leben sein sollen, als Verbote ansehen lassen und jedes Gebet oder jedes Schriftstudium als eine zu erfüllende Pflicht. Die Freude verschwand immer mehr aus mir und das Gefühl vom „Nichtverstandenwerden“ machte sich in mir breit. Ich wusste, ich machte jeden Tag mehr Fehler und verlor somit auch den Glauben, dass der himmlische Vater mir das alles noch vergeben würde.

Ich war mir zu dem Zeitpunkt nicht einmal mehr sicher, ob die Kirche überhaupt richtig und wahr war.

Ich verbrachte immer mehr Zeit mit Freunden, die nicht nach den Standards der Kirche lebten und ließ mich durch Neugier auf eine „neue Welt“ mitziehen. Den Heiligen Geist, der uns führt und leitet, wenn wir es zulassen, den habe ich ab dort nicht mehr gespürt. Es dauerte ein paar Monate, bis ich das Gefühl bekam, niemandem mehr vertrauen zu können und ein paar Jahre, bis ich mich selbst nicht mehr wiedererkannte. Mein Leben verlief auf einmal so anders. Beziehungen zogen mich herunter, Lügen gehörte zum Alltag, die Schule verlief immer schlechter und meinen Eltern konnte ich kaum noch in die Augen sehen, weil ich wusste, wie enttäuscht sie von mir waren. Ich wollte nicht mehr in den Spiegel sehen, weil ich mich selbst nicht mehr mochte. Ich wusste, ich war in einem Loch, aus dem ich mit eigener Kraft nicht mehr heraus kam.

Doch heute glaube ich, der himmlische Vater wusste genau, was ich brauchte und meine alten Freunde haben mich nie hängen lassen. Ich habe es vielleicht nicht wahrgenommen und nicht sehen wollen, aber sie haben mir während der paar Jahre immer die Hand hingehalten, mich eingeladen und sich bemüht, den Kontakt beizubehalten. Ich brauchte also nur ihre Hand nehmen und wieder lernen zu vertrauen. Ich begann mich an ihnen festzuhalten und fühlte mich schnell wieder aufgebaut. Ich besuchte wieder das Institut und erschien zu Aktivitäten. Irgendwann war es sogar soweit, dass ich mit meinem Bischof über die Zeit sprechen konnte, in der ich mich so verloren gefühlt hatte. Schnell habe ich bemerkt, wie viel Stabilität mir das Evangelium gibt und fing an, den Weg zu gehen, der mir meine Freude zurück gab – und das war der Weg, den Christus für uns bereitet hat. Dank wertvoller Freundschaften, die mich mit zu der Person gemacht haben, die ich heute bin und für die ich unglaubliche Dankbarkeit verspüre, kann ich wieder in den Spiegel schauen. Ich glaube, wir werden niemals das Gefühl haben, perfekt zu sein – weder im Halten der Gebote noch bei der Wahl unserer Entscheidungen. Doch ich bin so dankbar für die Hilfen, die das Evangelium uns an die Seite gestellt hat.

Gott verlangt nicht von uns, perfekt zu sein. Er ist mit uns vollkommen zufrieden, wenn wir uns bemühen, unser Bestes zu geben. Und das Beste zu geben, macht mich glücklich.

Dies ist ein weiteres privates Foto von Leslie. Sie steht in einem Park und dreht sich lächelnd zur Kamera.Ich würde weder meine alten Freunde noch irgendeinen anderen Menschen, der nicht auf den Pfaden des Evangeliums wandelt, als schlecht bezeichnen. Auch tragen sie nicht die Schuld daran, dass ich für eine Zeit in meinem Leben von dem Weg, der MICH glücklich gemacht hat, abgekommen bin. Es war meine Verbindung zum Herrn, die ich nicht aufrechterhalten habe.

Heute weiß ich aus tiefster Überzeugung, dass dieses Leben einen Sinn hat. Ich weiß wieder, wo ich hinkommen möchte, was ich erreichen möchte und was mich im Leben glücklich und zufrieden sein lässt. Auch heute erlebe ich noch schlechte Tage, aber ich weiß, dass ich aus jeder Situation wachsen werde und mit Dankbarkeit, Glaube, Mut, Vertrauen und Demut jede noch so schlimme Zeit überstehen kann. Der Weg für uns ist schon vorbereitet und wir müssen nur lernen zu vertrauen, dass der himmlische Vater uns unseren Weg zeigen und immer an unserer Seite sein wird. Ich möchte meinen Weg und meinen Glauben niemals mehr verlieren, denn „forever is composed of nows“ (Dieter F. Uchtdorf).

Von Leslie W.

Falls auch du deine Geschichte mit uns teilen möchtest, oder wenn du Fragen hast, dann schreib uns gerne. Wir freuen uns!


Wenn du mehr über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wissen möchtest, dann besuche einfach eine der offiziellen Webseiten der Kirche: kommzuchristus.org und kirche-jesu-christi.org

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