180 Jahre FHV – 17. März 1842 bis 17. März 2022

Über die Gründung der Frauenhilfsvereinigung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im Jahr 1842 sagte Joseph Smith: „Die Kirche war nicht vollständig organisiert, bis die Frauen auf diese Weise organisiert wurden.“ (Quelle).

In diesem Jahr feiert die FHV, die Frauenhilfsvereinigung der Kirche Jesu Christi, ihr 180-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass haben wir ein paar Frauen in der Kirche Jesu Christi gefragt, wie sie ihre „Rolle” als Frau in der Kirche erleben.

Vielleicht habt ihr ja auch Lust, uns an euren Erfahrungen als Frauen in der Kirche Jesu Christi teilhaben zu lassen. Wir würden uns freuen, wenn ihr dafür die Kommentarfunktion unter dem Artikel nutzt.

An den Antworten, die wir bekommen haben, möchten wir euch natürlich gerne teilhaben lassen.

Für einen großen Teil der Frauen, die geantwortet haben, haben vor allem die Erfahrungen in der Frauenhilfsvereinigung viel mit ihrer Rolle als Frauen in der Kirche Jesu Christi zu tun, wie ihr in den Antworten sehen werdet.

„Ich weiß, dass ich eine wichtige Rolle in der Kirche spiele.”

„Ich habe nie wirklich negative Gedanken über meine Rolle in der Kirche gehabt, im Gegenteil. Ich hatte immer das Gefühl, wertgeschätzt zu werden. Ich weiß, dass ich eine wichtige Rolle in der Kirche spiele. Wenn ich an die Worte denke, die bei den Generalkonferenzen an uns gerichtet werden – das sind Worte der Dankbarkeit und erheben uns… Meine Erfahrung ist positiv, herrlich und schön. Ich habe mit Brüdern in der Kirche gearbeitet, die mir das Gefühl gegeben haben, dass meine Meinung auch wichtig ist. Ich erinnere mich an eine Situation als ich Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung war und der Gemeindepräsident eine Entscheidung über etwas Wichtiges treffen musste, aber zuerst wollte er von mir wissen, was ich dachte; und je nachdem wie meine Meinung aussah, wollte er die Entscheidung treffen. Es mag arrogant klingen, aber ich betrachte mich als Frau als Verteidigerin von Christus. Und es gibt viele Dinge in der Kirche, die mich glauben lassen, dass die wichtige Rolle der Frau bei der Wiederherstellung fortbesteht. Ich habe verstanden, dass ich meine Rolle innerhalb der Kirche gefunde habe, indem ich mich auf die Reise mit meinem gütigen himmlischen Vater begab, der mich großzügig belehrt. Ich bin glücklich, eine Frau zu sein – und noch viel glücklicher bin ich, eine Frau in der Kirche zu sein, weil ich so geschätzt werde und ich liebe es.” (Yanet)

„Der Himmlische Vater möchte, dass wir glücklich sind in unserem Leben.”

„Die Frauenhilfsvereinigung ist für mich etwas Besonderes. Und auch wenn ich einige „Junge Damen” kenne („Junge Damen” oder JD ist die Organisation für die 12 – 18-jährigen Mädchen in der Kirche Jesu Christi), denen es, wenn sie 18 werden, davor graut, aus der JD in die FHV „aufzusteigen”, ging es mir eigentlich nie so. Generell fühle ich mich in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wohl. Auch wenn ich schon mit dem ein oder anderen Priestertumsträger in meinem Leben angeeckt bin – und mich auch schon vom Bischof und seinen Ratgebern übergangen gefühlt habe – bietet mir die Kirche Jesu Christi als Frau viele Möglichkeiten. Und für die bin ich dankbar. Ich denke dabei zum Beispiel daran, wie ich bereits als junger Teenager in unserem kleinen Zweig jeden Monat vor Männern, Frauen, Kindern und Jugendlichen jeden Alters eine Ansprache gab, oder mit 18/ 19 Jahren regelmäßig eine Gruppe „Junger Damen” unterrichtete. Ich leitete und unterrichtete mit Anfang zwanzig Woche für Woche die Sonntagsschule für die 18- bis 30- jährigen Männer und Frauen in der Gemeinde, in die ich zu diesem Zeitpunkt gezogen war. Ich unterrichtete in den folgenden Jahren die Jugendlichen im Seminar über die Heilige Schrift. Ich war Mitglied der FHV – Leitung und für mehrere dutzend Frauen zuständig und nahm regelmäßig am Gemeinderat mit der Bischofschaft und anderen Kirchenführern teil, bei dem ich regelmäßig meine Ideen einbrachte. Und ich hatte noch viele weitere Berufungen, die mir viele weitere Möglichkeiten boten. Und das alles, bevor ich 30 war. Im Laufe der Jahre bekam ich durch immer neue und sich verändernde Aufgaben die Möglichkeit, mich selbst besser kennenzulernen, meine Fähigkeiten zu erweitern und Führung zu übernehmen. Und für mich war das immer normal. Für mich stellte sich nie die Frage, ob ich der Aufgabe gewachsen wäre. Ich tat sie einfach (zugegeben, manchmal auch mit einigem Murren und Klagen). Ich lernte, zuverlässig zu sein und auch große Aufgaben zu übernehmen. Feste zu planen, für dutzende Menschen zu kochen, Aufgaben zu delegieren und Events selbst zu organisieren. Erst als ich irgendwann im Berufsleben stand, merkte ich, dass dies gar nicht selbstverständlich war und viele Altersgenossen keine ähnlichen Erfahrungen gemacht hatten und sich oft vor ähnlichen Aufgaben drückten. Trotz der oft vielen Arbeit, sehe ich diese Möglichkeiten zu wachsen als großen Segen in meinem Leben an. Für mich gibt es auch nicht die eine Rolle der Frau in der Kirche. Natürlich weiß ich auch, dass es in der Kirche viel um Familie geht. Ums Heiraten. Ums Kinderkriegen. Ich kenne Aussagen von „früher”, in denen die Kirchenführer gesagt haben, dass eine Frau so viele Kinder wie möglich bekommen soll, dass der Priestertumsträger das Oberhaupt der Familie sein soll. Dass frau sich fügen soll. Manchmal begegne ich solchen Einstellungen und „Vorurteilen” auch in der Kirche noch. Nicht offiziell. Nicht durch den Bischof oder Pfahlpräsidenten. Meist sind das dann einzelne (und oft ältere) Mitglieder, die diese Meinungen vertreten und das Gefühl haben, sie mir kundtun zu müssen.  Ich bin aber dankbar dafür, dass ich einen deutlichen Unterschied zwischen offizieller Kirchenlehre und den persönlichen Meinungen – und Taten – der Mitglieder erkennen kann. Ich weiß, dass mein Himmlischer Vater wirklich möchte, dass mein Mann und ich eine gleichberechtigte Partnerschaft führen und Lösungen für uns finden, wie sie richtig sind. Und wenn das beispielsweise bedeutet, dass mein Mann Vollzeit unsere Kinder betreut, oder wir beide Vollzeit arbeiten und Karriere machen, dann dürfen wir diese Entscheidungen treffen. Der Himmlische Vater möchte, dass wir glücklich sind in unserem Leben.” (Lara)

„Wir lernen voneinander und miteinander”

„Wenn ich an die Frauenhilfsvereinigung denke, wird mein Herz ganz weit und warm. Ich liebe diese Gemeinschaft der Schwestern und bin sehr dankbar, ein Teil von ihr zu sein. Wir haben alle ein gemeinsames Ziel, das wir erreichen möchten, und wir können einander auf wunderbare Weise dabei unterstützen. Wir lernen voneinander und miteinander. Es macht keinen Unterschied, woher wir kommen, ob wir dieselbe Sprache sprechen, ob wir alt oder jung sind, verheiratet, unverheiratet, geschieden, verwitwet. Ich lerne in der FHV meine (Vor)Urteile mehr und mehr abzulegen und stärkere Liebe für die einzelnen Schwestern zu entwickeln, so wie Jesus Christus uns geliebt hat.” (Monika)

In unserem Video zum 179. Jahrestag berichteten weitere Frauen, was ihnen die FHV bedeutet:

„Ich habe gelernt, dass wir uns alle wünschen in Zion zu leben, aber dass es noch so viel Menschliches gibt, was uns hindert, uns als Frauen und Mütter wertvoll zu fühlen.”

„In den 1970er Jahren wurde die Rolle der Frau in Frage gestellt. Emanzipation und Antiautoritäre Erziehung veränderten das Leben. Das alles verunsicherte mich und da es mir an Weisheit fehlte, zwischen falsch und richtig zu unterscheiden, betete ich um eine Antwort. Die schickte mir der Herr durch 2 Missionarinnen, denen ich meine Tür und mein Herz öffnete. Sie belehrten mich über die göttliche Perspektive der Frau im ewigen Plan Gottes. So wurde in mir der Wunsch geweckt, Frauen kennenzulernen, die diesen Plan kannten und danach lebten. Die Missionarinnen luden mich auch ein, die Frauenhilfsvereinigung zu besuchen. Hier traf ich diese Frauen, die eine andere Emanzipation lebten, als die Welt sie verstand. Sie strahlten Offenheit, Freude, Zufriedenheit und Selbstbewusstsein aus. Ihr Glaube und ihre Treue zu Gott und Jesus Christus, ihr aktives Christsein, ihr Bestreben nach den Geboten Gottes zu leben, ihr Dienst am Nächsten und in der Kirche, ihre Gebete und Lektionen, weckten in mir den Wunsch, genauso leben zu wollen – als eine geliebte Tochter Gottes und als eine Frau und Mutter. Mit meiner Taufe erfüllte sich dieser Wunsch. Inzwischen sind viele Jahre vergangen, und wenn ich zurückschaue, bin ich erfüllt von Dankbarkeit. Denn ich habe so viel lernen dürfen. Ich fühle mich von Jesus Christus geliebt und gebraucht in meiner Rolle als Frau und Mutter, in meiner Familie und in seiner Kirche – durch das Besuchslehren, durch Belehrungen von wunderbaren Schwestern, Führern und Propheten, durch Aufgaben und Berufungen, durch meinen Patriarchalischen Segen und den Dienst im Tempel, aber auch durch das Lernen mit den Unvollkommenheiten Anderer und mit meinen eigenen umgehen zu können. Ich habe gelernt, dass wir uns alle wünschen in Zion zu leben, aber dass es noch so viel Menschliches gibt, was uns hindert, uns als Frauen und Mütter wertvoll zu fühlen. Alle Dinge in der Kirche, in unseren Familien und in unserem Lebensumfeld, die verletzen, traurig machen und den Selbstwert in Frage stellen und das Gefühl vermitteln, nicht gut genug zu sein und nicht dazuzugehören, sind nicht vom Herrn. Deshalb ist es wichtig, uns selbst und unser Handeln zu überprüfen. Keinen Anstoß zu nehmen, wenn wir uns verletzt fühlen. Loslassen und vergeben zu lernen. Nahe beim Herrn zu bleiben, damit wir uns durch die Umkehr und durch sein Sühnopfer geheiligt, gereinigt und in unserer Rolle als Frau wertvoll fühlen. Als ich im Jahr 1992, zur 150. Jahrfeier der Frauenhilfsvereinigung nach Salt Lake City eingeladen wurde, um stellvertretend für die Schwestern Europas eine Botschaft an die Schwestern der Welt senden zu dürfen, waren dies meine Worte: „In Moroni 7: 44 lesen wir, dass nur die Sanftmütigen und Demütigen vor Gott angenehm sind. Diese Aufforderung ist gerade in dieser Zeit für uns so wichtig, denn die Liebe beginnt zu erkalten. Wir alle spüren es. Viele verlieren auf dem Weg des Evangeliums die Orientierung, viele bleiben stehen oder laufen zurück. Wie wichtig ist dann jemand, der seine Hand ausstreckt, um durch Sanftmut und Nächstenliebe den Weg wieder neu zu finden. Es ist wichtig, einander an der Hand zu nehmen, aufeinander zu achten und zueinander zu sagen: „Du bist mir wichtig. Du bist ein Kind Gottes. Wir haben den gleichen Weg, lass ihn uns gemeinsam gehen.“ Der Herr möchte, dass wir einander dienen – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Liebe, damit seine Liebe für uns alle, innerhalb und außerhalb der Kirche spürbar und lebendig wird und wir in einer großen Schwesternschaft stark sein können.” (Doris)

Hier ein paar Eindrücke von Doris’ Erlebnis zum 150. Jubiläum der Frauenhilfsvereinigung:

Zu sehen ist - auf der linken Seite -  ein original Dankesschreiben der Präsidentschaft der Frauenhilfsvereinigung (von 1992) an eine der eingeladenen Schwestern, die den europäischen Kontinent vertrat. Auf der rechten Seite ist eine Fotoaufnahme zu sehen, auf welcher 5 Frauen - jede stellvertretend für ihren Kontinent - gemeinsam mit Thomas S. Monson, zu der zeit ein Apostel, später Präsident der Kirche Jesu Christi.
Zu sehen sind Eindrücke einer Veranstaltung zum 150. Jubiläum der Frauenhilfsvereinigung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

„[I]ch [wurde] stets voller Achtung und Wertschätzung von den Brüdern im Priestertum unterstützt.”

„Als Frauen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind wir in unserem Miteinander denselben Herausforderungen unterworfen, wie die Frauen außerhalb unserer Frauenorganisation. Doch was uns motiviert, an unseren Fehlern und Schwächen zu arbeiten, und was uns somit eint, ist unsere Liebe zu unserem Erlöser Jesus Christus und seinem Evangelium. Dies ist die Antriebsfeder liebevoll, gütig und vergebungsbereit zu sein – innerhalb und außerhalb unserer Gemeinschaft. Ich selbst bin seit 43 Jahren Mitglied der Kirche Jesu Christi. In dieser Zeit habe ich  Wertschätzung, Liebe und Unterstützung erfahren, wie nirgendwo sonst. So konnte ich als junge Frau von 21 Jahren ohne jegliches Selbstwertgefühl mit Hilfe wunderbarer und herzensguter Frauen, die mich zum Teil immer noch begleiten, zu einer starken, selbstbewussten Frau heranreifen. Inzwischen habe ich in den verschiedensten Organisationen der Kirche gedient. Doch ruft mich unser Himmlischer Vater immer wieder zu den Frauen, um ihnen zu dienen. In diesen Zeiten als FHV-Präsidentin ist es mein höchstes Anliegen, den Schwestern zu dienen, und ihnen Zeugnis zu geben von unserem Erlöser Jesus Christus und seinem Evangelium, welches ich so sehr liebe. Dabei wurde ich stets voller Achtung und Wertschätzung von den Brüdern im Priestertum unterstützt.” (Heike)

„[Die Frauenhilfsvereinigung] ist wirklich ein großes Liebeswerk.”

„Wenn ich an die Frauenhilfsvereinigung denke, kommt mir sofort der Leitgedanke in den Sinn: „Die Liebe höret niemals auf”. Diese Organisation ist wirklich ein großes Liebeswerk. Der himmlische Vater hat sie durch den Propheten Joseph Smith offenbart. Für all seine „Töchter in seinem Reich”. Es ist ein Geben und Nehmen in geistigen wie in materiellen Angelegenheiten. Wir stärken uns geistig, können uns austauschen und gegenseitig helfen. Dies ist möglich durch die sonntäglichen Themen, gemeinsamen Aktivitäten und dem Betreuen unserer uns anvertrauten lieben Schwestern. Wir bauen unsere Freundschaften aus und umsorgen unsere Schwestern und vertiefen unsere Bereitschaft, die heiligen Bündnisse für alle Menschen zu ermöglichen. Das ist wunderbar. Wir haben nämlich ein gemeinsames Ziel: Dem Beispiel des Herrn Jesus Christus zu folgen und seine Hände auf dieser Erde zu sein. Dies führt uns zur schwesterlichen Liebe, stärkt unsere Familien und vor allem auch die eigene Freude, eine Frau zu sein.” (Heike S.)

In diesem Video geben ein paar Jüngerinnen der heutigen Zeit Zeugnis vom Erlöser, Jesus Christus, und seinem Evangelium:

„FHV ist kein Platz, der fehlerfrei ist, sondern eine Wiese auf der wir lernen dürfen – miteinander lernen dürfen.”

„Ich bin ein Mitglied der Frauenhilfsvereinigung – einer die Welt umspannenden Organisation. Einer Frauenorganisation, die aufgerichtet ist auf dem Priestertum. Was bedeutet für mich FHV? Das bedeutet, mich mit Schwestern zu verbinden, Schwestern zu stärken, mich mit Schwestern am Sonntag zu treffen, sie zu lieben und sie zu umsorgen – das habe ich heute wieder erlebt. Ich bin in die Gemeinde gekommen und ich konnte viel geben. Ganz vielen Schwestern hat das, was ich geben konnte, etwas gebracht. Manche Sachen sind für mich schwer, die ich gebe und trotzdem sind sie ausreichend – sie beglücken ein Herz, sie helfen. Es ist in dieser Woche Krieg ausgebrochen und eine Schwester, die aus der Ukraine kommt, die hat eine Liste in unsere FHV – WhatsApp – Gruppe geschickt, mit Dingen, die dort benötigt werden. Jetzt gibt es die Möglichkeit, das in die Gemeinde zu bringen. Und eine Schwester, die überhaupt gar nicht viel hat, die ist mit einem Auto gekommen und hat viele Dinge gebracht – und das ist für mich Frauenhilfsvereinigung. Frauenhilfsvereinigung heißt aber auch, dass wir vielleicht diese Liste weiterschicken an andere und dadurch unsere Kraft vergrößern und der Vater im Himmel so Leid durch uns lindern kann und Gebete beantworten kann. FHV ist aber nicht nur Harmonie… Ich habe aber festgestellt, wenn ich mit Schwestern zum Tempel fahre, dass danach die Schwestern immer einig sind. Danach ist ein Band der Liebe und eine Verbindung zu verspüren, die sich nur an diesem Ort knüpfen lässt. FHV ist kein Platz, der fehlerfrei ist, sondern eine Wiese auf der wir lernen dürfen – miteinander lernen dürfen. Was ich als Herausforderung in der FHV empfinde, ist, die jungen Schwestern mit einzubeziehen – dass sie sich wohlfühlen, dass sie sich geliebt fühlen, dass sie sich angenommen fühlen, dass sie sich gesehen fühlen und dass sie sich auch abgeholt fühlen. Ich habe in der Zeit, in der ich in der Frauenhilfsvereinigung sein darf – das sind jetzt schon 31 Jahre – immer wieder festgestellt, dass in den Augen der jungen Schwestern die FHV eher etwas für ältere ist. Und die älteren sehen das nicht so. Und trotzdem ist es schwer für die jungen Schwestern, in der FHV anzukommen. Was kann man tun, in der FHV, um den jungen Schwestern noch mehr Liebe entgegenzubringen, noch mehr Verbindung zu ihnen aufzubauen? Ich glaube, dass das auch ganz wichtig ist.” (Martina)

„Ich persönlich liebe es, eine Frau zu sein…wir sind als Kirche auf einem guten Weg, allen …vermitteln zu können, dass ihre Rolle in der Kirche einzigartig ist.”

„Ich persönlich liebe es, eine Frau zu sein. Ich mag den weiblichen Körper und mag die Qualitäten, weich und hingebungsvoll zu sein, sanft und strahlend. Das sind für mich so ein bisschen typisch weibliche Qualitäten. Als typisch männliche Qualitäten sehe ich Energie und Kraft und Tatendrang, Stärke und Mut. Natürlich haben Männer und Frauen immer alle dieser Qualitäten, aber unterschiedlich ausgeprägt und es ist wunderbar zu sehen, wenn Männer und Frauen liebevoll und vergebungsbereit miteinander umgehen und Spaß und Freude miteinander haben und gemeinsam ihre Ideen verwirklichen. Ich bin sehr erstaunt über das Wunder, ein Kind auszutragen, es zu gebären und ihm danach durch bedingungslose Liebe ein Urvertrauen zu vermitteln. In diesen Bereichen kann man Gott so nahe sein. Ich finde, Männer und Frauen haben verschiedene Ausstrahlungen, und ich spüre bei Männern und Frauen ein unterschiedliches göttliches Wesen. Das kann in der Kirche gefördert werden, weil dieses Wissen um die unterschiedlichen Wesensqualitäten vorhanden ist. Aus den Lehren des Evangeliums kann ich entnehmen, dass Mann und Frau sich ergänzen dürfen. Im Celestialen Reich werde ich leben können, wenn ich eins bin mit meinem Seelenpartner. Auf dem Weg dorthin darf ich meine Weiblichkeit und meine geistigen Fähigkeiten weiter entwickeln. Dazu gehört, zu lernen, auf den Heiligen Geist zu hören, und da gehört es dazu, zu lernen, wie er sich anfühlt in meinen Gefühlen und Gedanken. Das wird einem oft nicht leicht gemacht. Viele Mitglieder betonen den Punkt „Gehorsam” und „Gebote halten” so übermäßig, dass man eher geneigt ist, kopfig an die Beziehung zu Gott ranzugehen anstatt offenen Herzens und Sinnes. Und ich sehe vermehrt Frauen darauf hinweisen, dass es im Evangelium um mehr geht als puren Gehorsam. Ich sehe, dass viele Frauen bewusst oder unbewusst immer wieder in die Richtung steuern, dass wir auf unser Gefühl und unsere Eingebungen hören sollen. Bei manchen sieht es so aus, dass sie überlastet sind mit allen Anforderungen und Berufungen in der Kirche und nicht mehr können. Dadurch wird eine Veränderung bewirkt im System. Aber es gibt auch bewusste Schwestern, die mit beständiger Liebe und Geduld andere Mitglieder, vor allem auch die Brüder in den leitenden Priestertumsberufungen, darauf aufmerksam machen, dass es in der Gemeinschaft der Kirche darum geht, zu lernen, auf den Heiligen Geist zu hören und sich als Gleichgestellte vor Gott zu lieben. Das soll natürlich nicht heißen, dass Männer das nicht auch können. Aber ich sehe unsere Brüder meist so, dass sie alles Angebotene leichter annehmen, ohne dass es sie belastet, aber auch ohne dass sie da sehr innige Erfahrungen machen. Das ist sehr klischeehaft gesprochen, aber ich denke eben, es ist durch viel Einfluß der Schwestern, dass Bewegung in der Gemeinschaft der Kirche stattfindet. Dann möchte ich noch einen Punkt ansprechen, der mir oft aufgefallen ist in meinen 43 Jahren Mitgliedschaft in der Kirche. Das Priestertum des Herrn Jesus Christus ist lebendig bei uns in der Kirche. Es ist die Kraft und Macht, in seinem Namen zu handeln, und in unserem Aufgabenbereich in der Kirche und im Leben Inspiration zu empfangen. Brüder haben Berufungen in den Ämtern des Priestertums inne. Wir Schwestern haben die Berufung, Mutter zu sein und tragen Berufungen in der Kirche, innerhalb derer wir Zugang zum Priestertum haben. Trotzdem habe ich oft erlebt, dass Brüder einem das Gefühl geben, man ist als Frau weniger wert, weil man das Priestertum nicht hat und „nur” eine Frau ist. Und ich beobachte andererseits viele Schwestern, die sich selbst genau in diese Rolle begeben, nämlich weniger wert zu sein, weil sie ja „nur” Frauen sind und das Priestertum nicht tragen und immer auf ihren Mann und die Führer der Kirche hören sollen. Und Führer der Kirche sind für sie nur die Brüder. Das ist traurig zu sehen. Aber ich denke, wir sind als Kirche auf einem guten Weg, allen Geschwistern, vor allem den Kindern und Jugendlichen, vermitteln zu können, dass ihre Rolle in der Kirche einzigartig ist und sie ihre Entscheidungsfreiheit nutzen sollen und dürfen, ihr Wesen zu leben und durch all ihre Eingebungen und Fähigkeiten die Gemeinschaft der Kirche zu stärken und dem göttlichen Zusammenleben immer ähnlicher zu machen. Dazu braucht man nicht emanzipiert werden und alles alleine machen wollen als Frau, sondern es geht als Bruder und Schwester nur darum, ihr ganz persönliches Wesen zu entfalten und sich auf diese Weise zu ergänzen, als Mann und Frau und als Geschwister der Gemeinde.” (Alexandra)

Was für schöne Antworten. Wie mit allem im Evangelium Jesu Christi ist es mit der Frauenhilfsvereinigung und mit der Rolle, mit der wir uns als weibliche Mitglieder der Kirche Jesu Christi identifizieren, eine persönliche Erfahrung. Es gibt nicht den einen richtigen Weg für alle Frauen in der Kirche, nicht eine Rolle oder ein Bild, dem alle Frauen entsprechen. Auch in der Kirche müssen wir uns finden. Manchmal eckt man an, manchmal ist man mit geäußerten Meinungen uneinig.

Der Himmlische Vater möchte, dass wir dieses Leben als Vorbereitungszeit nutzen, dass wir lernen, wachsen, dazulernen. Dafür benötigt es Menschen, die nicht perfekt sind; Gemeinschaft, die einen auch einmal herausfordert. Ohne wäre das Leben mir persönlich zu langweilig. Gerade in den vergangenen zwei Jahren, in denen es durch die Corona-Maßnahmen so viele Einschränkungen auch in der Kirche gab, habe ich oft gemerkt, wie mir die Frauenhilfsvereinigung, aber auch die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen fehlt. Umso dankbarer bin ich dafür, irgendwann zu völliger Normalität zurückkehren, an FHV-Unterrichten und FHV-Aktivitäten teilnehmen und mich in der Gemeinschaft von Frauen wohl fühlen zu können. Die Kirche wäre ohne die Frauenhilfsvereinigung wahrlich „nicht vollständig organisiert”.

Wenn du gerne mehr über die Frauenhilfsvereinigung oder die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage erfahren möchtest, schreib uns gerne direkt im „Chat“ an. Wir freuen uns!

Zu sehen sind Eliza R. Snow, die zweite Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung und Bathsheba W. Smith, die vierte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung.
Zu sehen sind Eliza R. Snow (links), die zweite Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung und Bathsheba W. Smith (rechts), die vierte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung.

Das könnte dich auch interessieren:

Dieser Artikel zum 180. Geburtstag der Frauenhilfsvereinigung wurde von Kristina Vogt verfasst und am 17.03.2022 auf treuimglauben.de veröffentlicht.

Wenn Sie mehr über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) wissen möchten, dann besuchen Sie einfach eine der offiziellen Webseiten der Kirche: kommzuchristus.org und kirche-jesu-christi.org.