Viele gläubige Christen gehen davon aus, dass die Erde etwa 6 000 Jahre alt ist. Demgegenüber stehen moderne Wissenschaftler, die berechnet haben, dass das Alter der Erde bei etwa 4,6 Milliarden Jahren liegt. Ist ja nur ein kleiner Unterschied, nicht wahr?

Wie lässt sich dieser Konflikt erklären – und möglichst lösen? In diesem Artikel findest du drei Erklärungen und Lösungsansätze.

1. Die Dauer der Schöpfung

Gemäß dem Schöpfungsbericht in der Bibel in Genesis 1 wurde die Erde in sechs Tagen erschaffen. Auch in der köstlichen Perle in Mose 2 lesen wir, dass Abend und Morgen kamen und jeder Schritt der Schöpfung einem Tag entsprach.

Im Buch Abraham in Kapitel 3 jedoch werden diese Zeitabschnitte nicht Tage genannt, sondern als „Zeit“ bezeichnet. Präsident Russell M. Nelson wies darauf hin, dass jede Phase der Schöpfung „ein Zeitabschnitt zwischen zwei bestimmten Ereignissen [war] — eine Einteilung der Ewigkeit.“ (Generalkonferenz April 2000)

Eine Einteilung der Ewigkeit! Es ist also durchaus möglich, dass jeder Schöpfungsteil Milliarden oder sogar weit mehr Jahre in Anspruch nahm. Allein dieser Aspekt könnte Wissenschaft und Glauben versöhnen, es geht aber noch weiter.

2. Das Bestehen der Erde

Durch den Propheten Joseph Smith wurde in Lehre und Bündnisse 77:6 gelehrt:

„Fr.: Was sollen wir unter dem Buch verstehen, das Johannes sah und das auf der Rückseite mit sieben Siegeln versiegelt war? Antw.: Darunter ist zu verstehen, daß es den Willen, die Geheimnisse und die Werke Gottes enthält, die er offenbart hat—die verborgenen Dinge seines Haushaltens in bezug auf diese Erde während der siebentausend Jahre ihres Bestehens oder ihres zeitlichen Daseins.“ (Hervorhebung durch die Verfasserin)

Nun ist also doch wieder die Rede von nur ein paar Tausend Jahren, in denen die Erde besteht. Schäumt hier erneut der Konflikt zwischen Kirchenlehre und Wissenschaft auf?

Zum einen ist es wichtig, den Kontext zu betrachten, in dem diese Aussage getroffen wurde. Lehre und Bündnisse 77 behandelt allerlei Fragen zur Offenbarung des Johannes. Diese strotzt nur so von Symbolik in Bildern und Zahlen. Daher ist es möglich, dass auch die erwähnte Zahl 7 000 symbolisch zu verstehen ist.

Die Zahl 7 wird in hebräischen Texten häufig als Symbol für „Vollkommenheit und Vollständigkeit“ verwendet. Sie setzt sich zusammen aus den Zahlen 3 und 4, die wiederum für den Himmel (3 Personen der Gottheit) und die Erde (4 Elemente) stehen. Die Bedeutung der Zahl kann durch Multiplikation noch betont werden, wie wir es beispielsweise aus der Lehre Jesu kennen, dass wir „bis zu siebzigmal siebenmal“ vergeben sollen (Matthäus 18:22).

Die Zahl 7 000 können wir also so verstehen, dass der Herr eine Erde für unsere Bewährungszeit erschaffen hat, die überaus vollkommen und vollständig Bestand hat.

Zum anderen können wir die Schriftstelle auch wörtlicher betrachten, so dass hier tatsächlich über die zeitliche Dauer des Daseins der Erde gesprochen wird. Hier hilft die Aussage in 2. Petrus 3:8 weiter:

„Dies eine aber, Geliebte, soll euch nicht verborgen bleiben, dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind.“

Diese Lehre findet sich auch in Abraham 3:4:

„Und der Herr sagte mir durch den Urim und Tummim, daß der Kolob der Weise des Herrn entspreche gemäß seinen Zeiten und Jahreszeiten in seinen Umdrehungen; eine Umdrehung sei für den Herrn nach seiner Zeitrechnung ein Tag, und das seien eintausend Jahre gemäß der Zeit, die dem bestimmt ist, auf dem du stehst. Das ist die Zeitrechnung des Herrn, nämlich gemäß der Zeitrechnung des Kolob.“

Der Mathefreund freut sich, denn jetzt können wir rechnen:

1 Tag = 1000 Jahre

1 Jahr (365,25 Tage, um dabei nicht das Schaltjahr mit 366 Tagen zu vergessen) = 365 250 Jahre

7 000 Jahre = 2 556 750 000 Jahre

2 556 750 000 Jahre oder in Worten ausgedrückt mehr als 2,5 Milliarden Jahre – da rücken Wissenschaft und Lehre und Bündnisse doch schon deutlich näher zusammen.

3. Das Alter der Elemente – und ein Kuchen

Wir lernen aus den heiligen Schriften, dass der Herr unsere Erde aus bestehenden Elementen organisiert hat. In Abraham 3:24 lesen wir über den Beginn der Schöpfung:

„Wir wollen hinabgehen, denn dort gibt es Raum, und wir wollen von diesen Stoffen nehmen, und wir wollen eine Erde machen, worauf diese wohnen können.“

Wie alt die genannten Stoffe sind, können wir nicht erahnen. Daher ist es durchaus möglich, dass wissenschaftlich korrekt Altersbestimmungen durchgeführt werden, die sogar noch vor dem ersten Schöpfungstag liegen, weil uralte Stoffe untersucht wurden.

Als begeisterte Bäckerin gefällt mir dazu ein Vergleich, den ich einmal gehört habe: Stellen wir uns vor, wir backen einen Kuchen. Die Butter ist 1 Woche alt, das Mehl liegt schon seit 2 Jahren in der Speisekammer, die Eier wurden heute früh aus dem Hühnerstall geholt. Aus diesen und weiteren Zutaten zaubern wir nun ein feines Backwerk. Wie alt ist der Kuchen?

Wie dankbar können wir doch sein für unsere wunderschöne Erde – und wie dankbar auch für fleißige Wissenschaftler, die redlich darum bemüht sind, Wahrheiten herauszufinden. Und da, wo Fragen offen bleiben oder die Datenlage unklar ist, werden wir die endgültigen Wahrheiten bei unserem himmlischen Vater finden.


Dieser Artikel wurde auf Deutsch von Tabea Seeborg verfasst und am 07.06.2019 auf treuimglauben.de veröffentlicht.

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