(Anmerkung des Übersetzers: Der Beitrag stammt aus einem Blog, in dem Fragen zur Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gestellt werden können, die dann von „Großvater” nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet werden.)

Frage

Lieber Großvater,

von deiner Antwort auf meine Frage hängt es ab, ob ich mich weiter mit der Kirche beschäftige oder nicht. Was ist die OFFIZIELLE Lehre der Kirche in Bezug auf Homosexualität? Unterstützt, billigt und akzeptiert die Kirche, wenn jemand seine Homosexualität auslebt? Ich habe den Eindruck, dass es größere Akzeptanz von den Kirchenführern gibt. Stimmt das?

Timothy

Antwort

Lieber Timothy,

das ist sicherlich ein brisantes Thema und es ist wirklich komplex. Die Lehre der Kirche in Bezug auf Sexualität (die sich im Großen und Ganzen nicht von der Lehre anderer Kirchen unterscheidet) wird von den Medien immer mal wieder aufgegriffen und führt manchmal zu heißen Diskussionen. Ich verstehe, wie wichtig dieses Thema für dich ist; deswegen möchte ich dich vorwarnen. Es sollte für dich nicht ausschlaggebend dafür sein, was dir jemand zu dem Thema oder zur Kirche erzählt. Und es sollte auch nicht von meiner Antwort hier abhängen, ob du dich bekehrst. Das wäre ein bisschen ungerecht.

Der hervorragende Autor C. S. Lewis schrieb in seinem Buch „Christentum schlechthin”: „Keuschheit ist vielleicht die schwierigste Lehre, an die sich Christen halten müssen, und man kommt nicht drumherum.” Natürlich hatte er Recht. Keuschheit bedeutet, sexuell enthaltsam zu leben, bis man heiratet; nach der Hochzeit bedeutet es, seinem Partner absolut treu zu sein. Es gibt dabei, wie Lewis sagte, nicht viel Interpretationsspielraum. Oft geht dieser Aspekt in Diskussionen über Sex verloren: Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lehrt, dass jeder, der unverheiratet ist – homo- oder heterosexuell – bis zur Hochzeit keusch leben muss.

Es macht einen großen Unterschied, ob jemand homosexuelle Neigungen hat oder homosexuelle Handlungen begeht. Homosexuelle Neigungen zu haben ist keine Sünde, solange derjenige nicht danach handelt. Es gibt keinen Unterschied zu jemandem, der heterosexuell ist und Zuneigung zu einer Person des anderen Geschlechts empfindet, sich aber dazu entscheidet, nicht danach zu handeln.

HLT Familie mit Kindern

Präsident Gordon B. Hinckley hat während der Herbst-Generalkonferenz 1998 gesagt: „Die Menschen fragen nach unserer Haltung zu denen, die sich als Schwule und Lesben betrachten. Meine Antwort lautet, daß wir sie als Söhne und Töchter Gottes lieben. Sie mögen bestimmte Neigungen haben, die sehr stark sind und die sie vielleicht nur schwer in den Griff bekommen können. Die meisten Menschen haben bisweilen die eine oder andere Neigung. Wenn sie diese Neigungen nicht ausleben, können sie genauso vorangehen wie alle übrigen Mitglieder der Kirche. Wenn sie das Gesetz der Keuschheit und die sittlichen Grundsätze der Kirche übertreten, unterliegen sie der Disziplin der Kirche, genauso wie andere auch.”

Neuzeitliche Propheten und Apostel haben auch darüber gesprochen, dass die Ehe einem Mann und einer Frau vorbehalten ist. In der berühmten Familienproklamation heißt es, dass „die Ehe zwischen Mann und Frau von Gott verordnet ist”. Uns wird dort auch nahegelegt, „dass die heilige Fortpflanzungskraft nur zwischen einem Mann und einer Frau angewandt werden darf, die rechtmäßig miteinander verheiratet sind”.

Zwar ist die Proklamation bereits über 20 Jahre alt, aber auch in Ansprachen von unseren Aposteln und Propheten hören wir dasselbe. Das bedeutet also, dass eine homosexuelle Ehe vor der Kirche keine Gültigkeit hat und dass es Unzucht ist, wenn zwei Individuen des gleichen Geschlechts sexuelle Beziehungen eingehen, selbst wenn sie eine Ehe vor dem Staat schließen. Homosexuelle Beziehungen sind, wie auch heterosexuelle Beziehungen von Unverheirateten, für die Kirche eine Sünde.

Auch wenn die Kirche homosexuelle Handlungen nicht billigt, ist ihr jemand mit einer homosexuellen Neigung und sein mentales Wohlbefinden sehr wichtig. Die Kirche spendete erst vor kurzem an verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen, die sich um Homosexualität kümmern. Die Kirche spricht sich auch gegen Bigotterie aus und hat sich (vor allem in den USA) für Gesetze eingesetzt, die die Diskriminierung von Homosexuellen illegal machen. Und dennoch ist es beispielsweise einem homosexuellen Paar nicht erlaubt, an der BYU in Wohnungen für verheiratete Paare zu wohnen.

Vielleicht sind die Lehren für manche von uns nicht ganz einfach zu akzeptieren. Der Kirche liegt auch die LGBT-Gemeinschaft am Herzen und sie betrachtet jedermann als Kind Gottes.

Hier ein paar weiter Links, die vielleicht interessant sein könnten:

Mormon and Gay (Link auf Englisch)

Gleichgeschlechtliche Neigungen

Interview mit Elder Dallin H. Oaks und Elder Lance B. Wickman

Timothy, ich hoffe, ich konnte ein paar deiner Fragen beantworten.

Dein Großvater

 


Der Beitrag wurde aus dem Englischen übersetzt und der Abschnitt „Endowment” teilweise ergänzt. Er wurde ursprünglich am 27.3.18  auf askgramps.org unter dem Titel „Coming from an investigator, what is the official teaching of the Church regarding homosexuality?” veröffentlicht. Übersetzt von Kristina Vogt.

Wenn Sie mehr über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) wissen möchten, dann besuchen Sie einfach eine der offiziellen Webseiten der Kirche: mormon.org und lds.org.