Im Duden wird das Gebet definiert als „[vom Falten der Hände, vom Niederknien o. Ä. begleitetes] Sprechen mit Gott (um ihn zu verehren, ihn um etwas zu bitten oder ihm für etwas zu danken)“.
Sprechen mit Gott? Wenn wir uns Gott in all seiner Macht und Herrlichkeit vorstellen, kann das ziemlich einschüchternd wirken und vielleicht gewinnen wir den Eindruck, dass uns die richtigen Worte fehlen, um uns seiner Größe zu nähern.
Als Jesus Christus auf der Erde weilte, bat ihn einer seiner Jünger: „Herr, lehre uns beten“! (Lukas 11:1) Jesus hat diese Bitte liebevoll und ausführlich erfüllt und wir finden in den Heiligen Schriften hilfreiche Antworten auf alle Fragen rund um das Gebet.
Beten lernen: Das WARUM
Durch das Gebet können wir mit Gott, unserem Vater im Himmel, sprechen. Die Beweggründe dafür können ganz unterschiedlich sein.
Gott wünscht sich von uns, dass wir uns täglich an ihn wenden, und auch wir selbst verspüren den Wunsch, uns von ihm Rat, Trost und Kraft zu holen, denn „viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten.“ (Jakobus 5:16)
Der Prophet Amulek im Buch Mormon nannte zahlreiche Gründe, warum wir im Gebet den Herrn anrufen sollen:
- um Barmherzigkeit; denn er ist mächtig, zu erretten
- auf euren Feldern für alle eure Herden
- in euren Häusern für euren ganzen Haushalt, sowohl morgens als auch mittags und abends
- gegen die Macht eurer Feinde
- gegen den Teufel, der ein Feind aller Rechtschaffenheit ist
- für die Ernten auf euren Feldern, damit es euch daran wohl ergehe
- für die Herden auf euren Feldern, damit sie sich vermehren
- für euer Wohlergehen und auch für das Wohlergehen derer, die um euch sind
Beten lernen: WO?
Jesus lehrte, dass wir unsere Gebete möglichst an einem ruhigen, verborgenen Ort vorbringen sollen (siehe Matthäus 6:5,6), damit wir aufrichtig, offen und ungestört unsere Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen können.
Als Herrscher der Welt hört Gott unsere Gebete aber überall (vgl. Sprüche 15:29), auch wenn es noch so laut und wuselig um uns herum ist.
Neben dem persönlichen Gebet werden wir auch ermuntert, mit unseren Familienangehörigen, Freunden und der Kirchengemeinde zu beten.
Beten lernen: WANN?
Zu welchem Zeitpunkt sollen wir beten? Diese Frage ist schnell beantwortet: Jederzeit! Unsere Gedanken dürfen und sollen immer auf den Herrn gerichtet sein. Amulek lehrte:
„Wenn ihr den Herrn nicht anruft, so lasst euer Herz voll sein, ständig im Gebet zu ihm hingezogen.“
Beten lernen: WIE?
Nachdem wir nun einen beliebigen Zeitpunkt ausgewählt und einen möglichst ungestörten Ort aufgesucht haben, können wir uns hinknien, wenn wir dazu körperlich in der Lage sind. Schon zur Zeit des Alten Testaments knieten sich die Menschen häufig hin, um zu beten (z.B. Daniel und Salomo). Im Neuen Testament lesen wir, dass Jesus im Garten von Getsemane niederkniete und betete (siehe Lukas 22:41).
Präsident Russell M. Nelson sagte: „Wir knien oft beim Gebet, wir können aber auch im Stehen oder Sitzen beten, wie es für den Anlass angemessen ist. Unsere körperliche Haltung ist nicht so wichtig wie die geistige Ergebenheit gegenüber Gott.“
Als weitere Zeichen für unsere Achtung, Demut und Liebe Gott gegenüber neigen wir den Kopf und schließen die Augen.
Bei der Wahl unserer Worte sollte uns bewusst sein, dass wir mit dem Vater im Himmel sprechen. So soll aus unseren Worten Respekt und Ehre, aber auch Liebe und Nähe herauszuhören sein.
Beten lernen: ABLAUF
1. Den Vater im Himmel ansprechen
Im Vaterunser zeigt uns Jesus, wie der Beginn eines Gebets aussehen soll: „So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel…“ (Matthäus 6:9) Auch die Formulierung „Lieber Vater im Himmel“ ist sehr schön, weil wir dadurch unsere Zuneigung Gott gegenüber zeigen.
Elder L. Edward Brown sagte zu dieser Art der Anrede: „Ach, er hätte noch so viele andere Möglichkeiten gehabt, das Gebet zu beginnen: „O mächtiger Schöpfer des Himmels und der Erde, O mächtiger Gott, der allgegenwärtig, allwissend und allmächtig ist.” Diese Anreden enthalten erhabene, wahre Aussagen. In einem einzigen Wort „Vater” lehrte er so vieles, was wir wissen müssen, ja, wonach wir uns sehnen. Gott ist unser Vater. Und wir sind seine Kinder.“
2. Danke sagen
Als erstes danken wir dann Gott für alles, womit er uns gesegnet hat. Wenn es uns gerade nicht gut geht, fällt dieser Teil vielleicht schwer. Dann tun wir gut daran, innezuhalten und uns bewusst zu machen, wofür wir auch in Schwierigkeiten dankbar sein können, z.B. für Familie und Freunde, Körperteile, die ihren Dienst tun oder die Schönheit der Natur.
Der Apostel Elder David A. Bednar sagte: „Von allen Gebeten, die ich miterlebt habe, waren diejenigen am meisten von Sinn und vom Geist erfüllt, in denen viel Dank ausgesprochen wurde und nur wenige Bitten oder gar keine.“
3. Bitten vorbringen
Als liebender Vater möchte uns Gott beistehen in allen Schwierigkeiten, die wir körperlich, emotional oder geistig durchmachen. Wir können ihn um Rat und seine Meinung fragen, nachdem wir uns schon selbst mit einer Sache auseinandergesetzt haben.
So, wie es im Vaterunser steht (siehe Matthäus 6:10), sollten wir dem Vater im Himmel bei allen Bitten vertrauen und darum beten, dass sein Wille geschehe.
4. Im Namen Jesu schließen
Jesus Christus hat während seines Erdenlebens erklärt, dass wir in seinem Namen zum Vater im Himmel beten sollen (siehe Johannes 16:23). Er ist unser großer Vermittler und in seinem Namen dürfen wir unsere Gebete vorbringen. Daher verwenden wir zum Schluss die Formulierung: „Im Namen Jesu Christi. Amen.“
Das Wort Amen hat mehrere Bedeutungen und Verwendungszwecke:
- Es ist eine Bezeichnung für Jesus Christus: „So spricht Er, der Amen heißt, der treue und zuverlässige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes“. (Offenbarung 3:19)
- Mit Amen können wir Gott unseren Preis aussprechen: „Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels,/ von Ewigkeit zu Ewigkeit. Alles Volk soll sprechen: Amen. Halleluja!“ (Psalm 106:48)
- Der hebräische Ursprung des Wortes bedeutet „Zuverlässigkeit und Treue“. Wir verankern uns mit diesem Wort also in Gott und versprechen, ihm nahe zu bleiben.
Wenn du noch mehr über das Gebet erfahren möchtest, kannst du hier vier Antworten eines Apostels auf Fragen rund um das Beten nachlesen.
Dieser Artikel über das Beten lernen wurde auf Deutsch von Tabea Seeborg verfasst und am 04.07.2019 auf treuimglauben.de veröffentlicht.
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